Am ersten September erwarteten uns Mama, Papa, Schwester, Tante, Onkel, Christian & Gabriela, Vallerie, Jan, Rebecka, Seizi und noch viele Leute mehr am Steg in Lagos. – Und wir wären fast vorbeigesegelt.
Die Nacht vor unserer Ankunft hatten wir nur 5 Seemeilen von Lagos entfernt in einer Marina verbracht. Wir wurden um drei erwartet, schmissen also, um ja pünktlich zu kommen, um kurz nach eins die Leinen los.
Es war schöner Segelwind und wir waren alle beste Laune – aber ich zumindest auch ein bisschen müde, nach unserem deftigen Frühstück und Flohmarktausflug in der Früh. Ich legte mich also zu meinem 20 Minuten Nap in die Koje und döste vor mich hin.
Zwischendurch wachte ich einmal auf und war mir sicher, dass wir noch um das nächste Kap herumsegeln müssten. Dann legte ich mich wieder schlafen. Bis mich mein Vater anrief: „Sag mal, wo seid ihr denn? Ich bin hier gerade mit einem netten Segler vor dem Hafen unterwegs, aber wir können euch nicht sehen.“.
„Wir müssen nur noch um einen Zipfel rumsegeln, dann müsstest du uns sehen!“. ….
„Nee, warte Mal!“, „Oh, ich glaube wir sind schon fast vorbeigesegelt, haha. Schau Mal nach Süden, da müsstest du uns sehen können.“.
Tatsächlich hatte ich nach einem erneuten Blick auf den Kartenplotter doch noch bemerkt, dass wir fast am Ziel vorbeigesegelt wären. Das Boot mit meinem Vater an Bord war genau vor der Hafeneinfahrt von Lagos. – Upsi!
Wir mussten nun die ganze Strecke gegen den Wind aufkreuzen. Was total bescheuert war – wir hätten eigentlich auch ganz gemütlich in den Hafen cruisen können. Aber egal! – So konnte WASA noch einmal allen demonstrieren was in ihr steckt und richtig glänzen:
Hart am Wind folgte eine Wende der anderen. Im Vergleich zum Alten, machte das neue Rigg und Segel machten einen Unterschied wie Tag und Nacht. Wir versägten sogar die moderne SIRIUS Yacht, auf der mein Dad zu Gast war! – „Saugeil!“.
Ein Teil der Begrüßungsgruppe kam uns mit dem Motorboot entgegen. Sektkorken knallten, die Musik von Jack Sparrow lief und unsere Flaggenparade glänzte, als wir durch den kleinen Kanal in Richtung Marina fuhren.
Tobins hatten dort für einen Unglaublichen Empfang gesorgt! Überall hingen Willkommens- Fahnen, Conner war mit seinem Bar- & Bierwagen dort, ein Freund spielte Musik und es warteten so viele schöne Gesichter auf unsere Ankunft. Es war ein absolut umwerfender und überwältigender Moment von Bord zu steigen und alle nacheinander oder gleichzeitig in die Arme schließen zu können! – Nach vier Jahren endlich wieder zurück in Portugal!!!
Alle Bilder in diesem Artikel aus der Linse von hapitocu
Das Boot ist weg!
Ja, das ist richtig. Die WASA ist verkauft. Ich hatte das Angebot schon rund einen Monat vor meiner Ankunft in Portugal online inseriert. Irgendwann kam dann der Zuschlag mit Absprache zum Probesegeln in Portugal. – Eine Woche nach meiner Ankunft war der Vertrag unterschrieben und nochmal fünf Tage später war die WASA bereits auf dem Weg zu den Azoren.
Wie es mir damit geht? – Ich glaube, der Spruch, „die glücklichsten zwei Tage im Leben eines Seglers ist der and dem er sein Boot kauft und der, an dem er es wieder verkauft.“, trifft ganz gut. Ich hatte eine wunderbare Zeit mit WASA, wir haben sehr viele Abenteuer erlebt und ich habe ganz schön viel Arbeit in das Schiff hineingesteckt. Das Boot steht jetzt besser da als wahrscheinlich jemals zu vor. – Neu lackiert, unter Wasser saniert. Und wie gesagt: mit dem neuen Rigg segelt sich die Dame fabelhaft.
Trotzdem: Der Traum Weltumsegelung ist erfüllt! Das Projekt ist vorbei und für mich ist es an der Zeit etwas Neues auszuprobieren. – Und das geht am besten ohne alte Verpflichtungen: Ein Boot, dass Geld kostet, immer bewegt werden möchte und instandgehalten werden muss bremst nur.
„Und jetzt?“ Ich war noch bis Mitte Oktober zuhause am Ammersee. Ich genoss die Zeit mit meiner Familie und mit meinen Freunden. Außerdem hatte ich einiges an organisatorischen Dingen zu erledigen.
Ab dann fing ich an, für den World Cruising Club zu arbeiten. Prinzipiell helfe ich, Rallyes für Segler zu Organisieren. Über den Atlantik und um die Welt. Die ARC/ ARC+ dienen dabei noch als Training. Ab Januar und dem Start der worldARC in St. Lucia bin ich zusammen mit meiner Arbeitspartnerin für die Durchführung und ein geschmeidiges Gelingen der Rallye verantwortlich.
Ich kann das, was ich während meiner Reise gelernt habe (Umgang mit Offiziellen, Planung und Durchführung von Überfahrten, Seemannschaft, Sicherheit, Kenntnisse über Destinationen organisieren von Ausflügen) an andere Segler, die vielleicht vor ihrer ersten Ozeanüberquerung stehen, oder mit etwas mehr Bequemlichkeit ihre Weltreise antreten wollen, weitergeben.
So viel zum Thema Arbeit.
Zum Thema Sport und Segeln hoffe ich, in der nächsten Zeit immer wieder Möglichkeiten zu finden auf vielen verschiedenen Booten zu segeln. Ich möchte meine Erfahrungen noch weiter ausbauen und arbeite letztendlich darauf hin, in der Regatta/ Offshore- Regatta- Szene Fuß zu fassen. Einen kleinen Vorgeschmack davon hatte ich während meines Aufenthalts in Sydney und während dem Sydney Hobart Race bekommen: Auf dem offenen Meer zu racen, aus Boot und Crew das beste Herauskitzeln, am Bug mit den Wellen kämpfen und die Segel wechseln, neue Grenzen kennenlernen und verschieben…..