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Abfahrt!

von | Mrz 30, 2020 | Umbau

Freitag der 13. März stand seit einem halben Jahr als Abfahrtsdatum fest. Bis da sollte alles erledigt sein. Zimmer leerräumen, Werkzeug zusammensuchen und  Arbeitsmaterialien bestellen. Sortieren, ausmisten, einpacken. Das waren die Aufgaben der letzten Tage. Es sollte alles soweit bereit sein, dass ich, trotz kleiner Feier am Donnerstag, am Freitagmorgen nur noch das Auto beladen muss und Sofien und Ich entspannt in Richtung Portugal aufbrechen können. Soweit klappte das auch ganz gut.

Gleichzeitig mit meinen Vorbereitungen breitete sich aber auch die Atemwegserkrankung Covid -19 immer weiter aus. Italien hatte seine Grenzen bereits geschlossen und kontrollierte Durchreisende etwa auf erhöhte Temperatur oder sonstige Symptome. In Frankreich und Spanien, die Länder durch die wir auf unserem Weg nach Portugal fahren mussten meldeten immer mehr Infektionen. Frankreich kündigte an seine Grenzen zu schließen. Das Elsass galt schon als „Sperrgebiet“ bzw. Hochrisikogebiet.

Ich verfolgte die Veränderungen und Warnungen über die App des auswärtigen Amtes. Kurz vor der Abfahrt am Freitagnachmittag änderten sich die Warnungen fast stündlich. Wir wussten nicht ob es überhaupt noch möglich war über die französische Grenze zu kommen. Ich fand die Telefonnummer eines Vertreters Frankreichs in Deutschland und fragte ihn nach seinem Kenntnisstand über die Situation an den Grenzen und im Land. Sehr nett erklärte er mir, dass er noch nicht von geschlossenen Grenzübergängen erfahren habe. Jedoch wurden bereits in einigen Regionen Frankreichs, u.a. im Elsass der Ausnahmezustand ausgerufen. Die gesamte Situation sei so dynamisch, dass auch er den neuen Informationen kaum hinterher käme und uns keine 100%tige Auskunft geben kann.

Noch waren die Grenzen offen! Wir entschieden uns dazu so schnell wie möglich loszukommen und setzten uns zum Ziel unterwegs jeden Tag eine Grenze zu schaffen. Freitag Frankreich, Samstag Spanien, Sonntag Portugal. Damit wollten wir erreichen, nicht wegen ein paar Stunden Schlaf an irgendeiner Grenze festzuhängen. Sofien hat keinen in der EU gültigen Führerschein. Daher erschien es uns durchaus sinnvoll die Strecke trotz des Zeitdrucks in drei Abschnitte aufzuteilen.

Wir waren durchaus etwas angespannt als wir an die deutsch- französische Grenze kamen. Schon aus einiger Entfernung war Blaulicht zu sehen. Allerdings nur auf deutscher Seite. Wir konnten ohne anhalten zu müssen nach Frankreich fahren. Fast schon etwas langweilig für all die Aufregung! Wir fuhren noch zwei Stunden um dann, etwas abseits der Straße, zum Schlafen in das Klappdach unseres Autos zu krabbeln.

Nach kurzem Frühstück am nächsten Morgen ging es weiter. Das Navi schickte uns nicht mehr über den Süden, Montpellier, Barcelona und Madrid nach Portugal. Wir sollten stattdessen quer durch Frankreich bis an die Atlantikküste bei Bordeaux und über die Spanische Grenze bei San Sebastian fahren. Nächster Schlafplatz also kurz nach San Sebastian. In den Bergen fanden wir kurz neben der Autobahn ein ruhiges Plätzchen zum Übernachten.

Obwohl wir „Mautstraßen meiden“ aktiviert hatten, wurden wir in Spanien auf Straßen geschickt, die unseren deutschen Autobahnen sehr nahe kamen. Mit dem kleinen Unterschied, dass man nicht alle 50km in eine Baustelle fuhr. Wohl aufgrund von Covid -19 waren die Straßen noch dazu wie leergefegt. Tankstellenrestaurants und Shops waren alle geschlossen. Tanken funktionierte nur über den Nachtschalter oder Automat. Problem: Es gab auch keine Möglichkeit auf ein Klo zu kommen! Alle Eingänge waren zu. Es wollte uns (verständlicher Weise) auch keiner hineinlassen. Naja, Backen zusammenkneifen und weiterfahren 😉.

Abgesehen von ein paar kleineren Stopps fuhren wir dann durch bis nach Portugal. Auch hier an der Grenze keine Kontrolle. Durch die Zeitverschiebung bei der Einreise nach Portugal gewannen wir wieder eine Stunde dazu. Abends um neun Uhr sind wir nach über 2600km gut in Lagos bei den Tobins angekommen.

Nach einer kleinen Führung und Einweisung in unser „Hüttchen“, meinem neuen Zuhause auf Zeit und ein paar Ankommensbierchen konnten wir erst mal ordentlich durchschlafen.