Wie lange hat es jetzt von Beginn an gedauert, bis alles vorbereitet war und wir wirklich bereit waren mit der WASA über den Atlantik zu segeln?
Drei Monate waren geplant, acht Monate hat es gebraucht, bis das Boot im Wasser war. Und dann haben wir weitere eineinhalb Monate gearbeitet um das Boot in allen Details fertig zu bekommen und den Sprung auf die Kanaren zu schaffen. Aber auch dort blieben wir länger als geplant. Erst am 11ten Februar 2021 haben wir es dann geschafft Europa endgültig zu verlassen und Richtung südwest nach Französisch Guyana zu segeln!
Das waren elf, harte und anstrengende, aber auch wunderschöne Monate der Vorbereitung in denen ich viel erleben und lernen durfte. In Portugal habe ich bisher die meiste Zeit verbracht und hatte dort grandiose, liebevolle Unterstützung. Vor allem Christian und Gabriela, die mich und die Jungs bei sich aufgenommen haben.
Abschiedsessen in Portugal – mit der gesammten Truppe!
Mittlerweile sind sie wie zweite Eltern für mich geworden. „Zieheltern“ bzw. „Ziehsohn“ haben wir es ab und an genannt. Ihnen, meinen Eltern, Leon, Moritz, Sofien, meine Sponsoren und allen anderen die mich bisher in irgendeiner Weise unterstützt haben möchte ich noch einmal ein riesiges „Danke!“ aussprechen. Ohne euch wäre das nicht möglich!
Für uns startet die Atlantiküberquerung auf El Hierro (Kanaren). Wir hatten uns zwar vorher schon in aller Förmlichkeit von allen verabschiedet, mussten aber technikbedingt noch einmal einen Stopp auf der oben genannten Insel einlegen.
Während unserem Trips habe ich Logbuch geführt und dort immer um 12 Uhr unsere genaue Position notiert und mit einem kleinen Eintrag versehen. Das Logbuchführen gehört zu so einer Überfahrt einfach dazu. Zwar brauche ich heutzutage nicht mehr jede Stunde Position, Geschwindigkeit, Kurs, etc. für meine Navigation zu notieren, denn das erledigt mein GPS & Kartenplotter. Aber so ist das Logbuch eine schöne Erinnerung. Ich könnte auch diesen Artikel ohne Logbuch so nicht schreiben. Denn auf der Überfahrt reiht sich ständig ein Tag an den nächsten. Am Ende kommt man an und hat überhaupt keine Ahnung mehr, was wirklich alles passiert ist.
Im Folgenden hangle ich mich durch meine Logbucheinträge und versuche alles sinngemäß wiederzugeben. Es gibt ein paar Tage, da ist wirklich absolut gar nichts passiert. Die erkennt man daran, dass ich sie auslasse. (Zeitangaben immer nach Portugiesischer Zeit: DTL -1)
Do, 11.02.2021
Gegen 12 Uhr legten wir auf El Hierro ab. Wir versuchten uns zunächst auf Halbwindkurs freizufahren, um nicht in die Flautenzone im Süden der Insel zu gelangen. Gegen 15Uhr nahm der Wind aber dennoch deutlich ab und wir setzten unser Leichtwindsegel.
Parallel zu uns hatten wir ein französisches Pärchen, welches am selben Tag ablegte und in Richtung Martinique fuhr. Zu meinem Ärgernis waren sie trotz aller Bemühungen schneller als wir. Gut, das Schiff war auch größer, geärgert hat es mich aber trotzdem. Und wir müssen nun acht geben, damit wir sie nicht übersehen falls sie nachts langsamer werden.
18.30: Wind schläft ein, wir beschließen zu Motoren um aus der Flaute zu entkommen.
23.45: Motor aus! – wir segeln!
Fr, 12.02.2021
13.00: Log:178sm (da ist leider noch La Palma -el hierro drinn);
Pos.: 26°29.54’N 019°05.27’W
Die Nacht war in Ordnung. Seit Mitternacht hatten wir wieder Passatsegel gesetzt. Allerdings rollt das Boot ganz schön und das Ruder knarzt.
Sa, 13.02.2021
12.00: Log 310sm; Pos: 25°01.06’N 020°45.72’W; Wellen:3m kabbelig; Wind: NE12kts
Kurz vorm einpacken der Route biss doch noch der erste Fisch auf meinen Köder! Laut unserem schlauen Büchlein eine „Frigate Mackerel“. Leider noch sehr klein, sodass wir sie wieder schwimmen ließen.
So, 14.02.2021
12.00: Log 453; Kurs 225°; Pos.: 23°33.4’N 022°42.0’W; Wellen: 3m; Wind: Ne13kts
Gestern Nachmittag wurde zu ersten mal geeimert! Von jetzt an war jeden zweiten Tag Waschtag! (also fast jeden zweiten). Die Nacht war recht unspektakulär. Wir haben nur die Segel ein wenig gerefft.
Außerdem hing heute Morgen noch einmal eine Makrele am Haken! Diesmal groß genug für unsere Pfanne. Mariniert mit ÖL, Salz, Pfeffer, Zitrone, und Kräutern gab es den Fisch dann mit frischem Gemüse zum Abendessen. Der sonstige Tag war recht eintönig. Haben eine Lesung von Winnetou I angefangen
Mo, 15.02.2021
12.00: Log: 603sm; Kurs: 250°; Pos.: 21°51.43’N 024°35.61’W Wellen:3m; Wind: Ne12-17kts
Der Wind hat deutlich zugenommen und wir haben unsere Vorsegel um ein paar Umdrehungen eingerefft. Zum ersten Mal habe ich unser Etmal (gesegelte Strecke in 24 Stunden) gemessen: 150sm. Der Tag war sehr anstrengend – alle sehr müde!
Di, 16.02.2021
12.00: Log:750sm; Kurs: 240°; Pos: 20°26.83’N 026°36.46’W; Etmal: 147sm!
Habe letzte Nacht noch einen Chiabattateig angesetzt, den ich heute in der Früh „gezogen und gefalten“ habe. Ein riesen Act im schaukelnden Schiff. Für den ersten Versuch konnte sich das Ergebnis aber sehen lassen. Cockpit geputzt. Müssen heute noch Salat machen um Gemüse loszuwerden.
18.45: Haben gerade den Motor gestartet um den Kühlschrank laufen zu lassen. Der soeben gefangene Mahi Mahi ist mit seinen 80cm einfach zu viel für ein Abendessen! Wieder Winnetou gehört.
21.00 Motor aus!
Mi, 17.02.2021
12:00: Log 888sm; Kurs:250°; Pos.:19°09.62’N 28°34.40’W; Wellen:2-3m; Wind: NE10kts; Etmal:130sm
Nebelig. Leon hat ein Fischerboot entdeckt. Maximal drei Meilen entfernt. Es hat kein AIS eingeschaltet. Der Wind nahm Nachts nochmal bis auf 30kts zu. Wir mussten Reffen. Eines unserer beiden Vorsegel ist ein Stück größer als das andere.
Deshalb müssen wir ab einem bestimmten Punkt auf des Vordeck und den Spibaum umhängen, da dieser sonst zwischen zwei Wanten gefangen ist. Nachts, bei Welle und starkem Wind ist das ein anstrengendes Manöver!
Do, 18.02.2021
12.00 Log: 1025; Kurs: 250sm; Pos.: 18°12.96’N 30°39.55’W; Wellen 2m kabbelig; Wind: 14kn Etmal: 137sm
Es ist immer noch Nebelig! Herrmann, unseren Sauerteig mussten wir heute leider für tot erklären. Frühstücken heute also eingeschweißtes Vollkornbrot.
12.00: Motor an! Wir müssen unsere Batterien laden um während dem Nebel unser Radargerät weiter nutzen zu können. Sind doch noch etwas geprägt vom letzten Fischerboot. Wir hören wieder Winnetou.
15.30 Motor aus.
Ich muss gestehen, es hat mehrere Gründe, wieso der erste Teil der Überfahrt jetzt erst online ist. Gut, zum einem dauert das Schreiben bei mir schon auch immer noch seine Zeit. Zum anderen ist die Internetverbindung teilweise echt miserabel.
Aber der Hauptgrund ist, so glaube ich, dass wir in der Auberge so gut relaxen konnten, dass mich bei jedem Versuch an das Schreiben zu denken die Couch und das Bier überwältigt haben. Zwei Tage haben wir tatsächlich einfach nur pausiert und abgehangen.
Am Donnerstag haben wir einen kleinen Ausflug nach Matoury gemacht und am Freitag konnten wir mit Valentin nach Cayenne fahren und uns am Markt mit frischen Sachen eindecken. Morgen fahren wir ein paar Meilen weiter. Die „Ilês des salutes“ sind unser nächstes Ziel und dort lade ich dann den zweiten Teil der Überfahrt hoch. Versprochen 😉