Espiritu Santo war die letzte Insel, die ich in Vanuatu besuchte. Vor Luganville, die einzige „Stadt“ der Insel und zweitgrößte des Landes, ging ich vor Anker. Neben einigen anderen Yachten lag hier auch MANURIKI, eine schöne weiße Stahlketsch aus Australien und ihrer Crew Sarah und Josi.
Wir hatten uns bereits ein paar Wochen zuvor auf Efate kennengelernt und verstanden uns prima! Es passiert selten genug, junge Fahrtensegler zu treffen. Was die ganze Sache noch spannender machte, war, dass wobei ich mich wieder auf dem Heimweg sah, die beiden gerade erst abgelegt hatten zu ihrer Reise ohne feste Ziele und Timelines! – Wir hatten viel zu erzählen und lachen, konnten uns jeweils in den Geschichten der anderen wiedererkennen!
Auf unseren beiden Yachten hatten sich einige Arbeiten auf den TO- DO liste gesammelt die abgearbeitet werden mussten. In der feuchten Hitze arbeitend tat es gut zu wissen, dass nur ein paar Meter nebenan auch fleißig gebastelt, geflucht und geschwitzt wird. – „Geteiltes Leid ist halbes Leid!“.
Auf meiner Liste stand:
- Aufnahme Autopilot neu bauen und an Heckkorb schweißen.
- Segel nähen
- Bolzen der Ankerwinde & Tankeinfüllstutzen neu eindichten eindichten
- Diesel- & Wassertanks auffüllen
- Boot auf Überfahrt vorbereiten
Links: WASA längsseits an einem „rustikalem“ Dock für Schweißerarbeiten; Rechts: Segel kleben und nähen
Es fasziniert mich immer wieder, wie unglaublich lang selbst die kleinsten Dinge auf einem Boot immer wieder dauern können! Hier als Beispiel, den Dieseltank aufzufüllen:
In Luganville gibt es weder Marina noch eine Bootstankstelle für Yachten wie WASA. Die Fischerboote, oder die Fähre lassen sich am Fähranleger bequem und direkt per Tanklaster befüllen. – Das wäre aber für mich, mit meinen läppischen 60 Litern (halber Tank), etwas zu viel des Guten.
Auch Sarah und Josi mussten ihren Tank auffüllen. Wir taten uns zusammen und borgten uns von den Seglern um uns herum leere Dieselkanister. Kurz nach Mittag machten wir uns dann auf den Weg zur nächsten Tankstelle:
Vom Strand aus ging es zunächst einmal quer durch einen Sumpf (Mir wurde gesagt es wäre eine Abkürzung). Ich verlor beinahe einen meiner Flip Flops im Matsch, dann erreichten wir einen Feldweg und schließlich die Hauptstraße, der wir folgten bis wir die erste Tankstelle erreichten.
„Einmal Auffüllen bitte! – Acht Mal 20 Lieter, bitte!“. „Wie? Achso, mit Karte zahlen geht hier nicht – nur Cash.“
Macht ja nichts! – Verlängerten wir unseren Spaziergang halt bis zum Geldautomaten am anderen Ende der Stadt. – Beinahe das Geld im Automaten vergessen, ein Zwischenstopp in der Eisdiele und um ein Haar vom LKW überfahren worden. – und schon waren wir wieder zurück und konnten bezahlen.
Unsere Kanister standen bereits vorbereitet im Eck und die Mitarbeiter waren so freundlich uns mitsamt unserem Diesel bis zum Ankerplatz zurückzufahren!
Jetzt brauchten wir die Kanister nur noch 300 Meter quer durch das Ferienresort bis zum Strand zu tragen, ins Dinghy zu hieven, aufs Boot zu wuchten und mit vier Mal kräftig saugen den Diesel via „Gravity- fill“ in den Tank zu befördern. Aufräumen. Putzen. Geschafft! – Tag vorbei, Zeit für ein Bier.
Um zur Abwechslung Mal wieder was richtig Schönes zu unternehmen, kramten Sarah und Josi ihre Klappräder aus ihrem Kabuff und wir strengten uns an, knapp 20 Kilometer bis zu den sogenannten „Blue Holes“ zu radeln. Unterwegs wurden wir nass; richtig nass: Erst durch Regenschauer, die einer Wasserfalldusche durchaus Konkurrenz machen könnten. Und dann, kaum hatte uns die Sonne getrocknet waren wir wieder nass! Diesmal: Schweiß!
Die Blue Holes sind Frischwasserpools, ein paar 100 Meter von der Küste entfernt, und damit schon mitten im Wald. Wir hatten Glück! – Gerade als wir ankamen gingen die letzten Besucher und wir hatten den ganzen Platz ganz für uns allein:
Obwohl der Himmel grau war, war das Wasser im Pool so blau, wie ich noch keines davor gesehen hatte! Der Badeplatz war mit schönen Blumen und Sträuchern umrandet und es gab ein Schwingseil. Das tat gut! Nach der Anstrengung des Tages und mehrere Wochen Meerwasserdusche war das frische (frisch-) Wasser des Pool eine richtige Wohltat.
Erst die tiefstehende Sonne erinnerte uns wieder an den Heimweg.
Mein zweites „Santo – Highlight“ und ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk an mich selbst, war der Tauchgang am versunkenen, amerikanischen, Truppentransporter SS President Coolidge.
Während des zweiten Weltkrieges war Espirito Santo Dreh- und Angelpunkt für alle Pazifikmissionen der alliierten Truppen. Zur Bucht von Luganville gibt es zwei mögliche Einfahrten, welche immer abwechselnd mit Seemienen versperrt waren, um gegnerische Ziele fernzuhalten.
Mit dieser Reise erfülle ich mir meinen Traum. Wenn auch du mich dabei unterstützen möchtest freue ich mich sehr über eine symbolische Einladung zu einer Brotzeit!
Vielen Dank!
Am 26ten Oktober 1942 informierte man den Kapitän des zum Truppentransporter umgebauten Cruiseliners zu spät über die Verlegung der Mienen. Mit über 5000 Soldaten und mehreren Tonnen Panzern, Geschützen und Material an Bord lief die SS President Coolidge auf zwei der eigenen Seeminen. Das Boot schlug Leck!
Um seine Männer zu retten, steuerte der Kapitän mit Vollgas auf das Riff vor der eigentlichen Landungsstelle. Bis auf einen Matrosen, der die Explosionen nicht überlebte und einen Offizier, der bis zum Ende versuchte, seine Männer zu retten, überlebten alle 5000 Mann!
Kurz nach der Evakuierung rutschte das 200 Meter lange Schiff später rückwärts das Riff hinab und liegt seither auf 20 bis 80 Metern Tiefe. Heute gilt es als das größte und zugänglichste Tauchwrack der Welt.
Die alte Landungsstelle. Im hintergrund eine der ehemals vermienten Einfahrten zur Bucht.
Ich freute mich darauf im Coolidge tauchen zu gehen, hatte aber gleichzeitig auch einen heiden Respektr davor! Mit über 56 Metern Tiefe sprengte der anvisierte Tauchgang zur „White Lady“ all meine bisherigen Erfahrung.
Über einen Freund kam ich an den Kontakt mit Peter und Oska, Vater und Sohn, die gerade dabei sind, ein Dive Resort zu eröffnen. Ich war sehr froh darüber, als sich schon beim Vorabgespräch herausstellte, dass jeweils ein Guide mit einem „Schüler“ tauchen würde und wir so maximal zu viert wären.
Der erste Tauchgang war wie eine Generalprobe: Peter wollte sich davon überzeugen, dass meine Technik; vor allem Bouyancy und Luftkonsum; gut genug für den eigentlichen Tauchgang waren. Auf bis zu 35 Meter tauchten wir erst durch die vorderen zwei Ladeluken, inspizierten Panzer und Geschütze, dann als weitere „Hürde“ durch einen engen Spalt und einige Hindernisse hindurch in den dritten Laderaum. Außerhalb der Kegel unserer Taschenlampen war es Stockfinster, aber auch hier sah es aus wie in einer Rumpelkammer für Kriegstreibende: Panzer, Kettenfahrzeuge, Geschütze, Teller, Flaschen – all mögliches Zeug!
Während unserer dreistündigen Pause am Strand vertrieben wir uns die Zeit mit Lagerfeuer, Barbeque und einem kleinen Nickerchen. Dann war es an der Zeit, den eigentlichen Dive zu Planen: Die „White Lady“ ist ein Relikt aus der Cruiseship – Zeit der SS President Coolidge und hängt irgendwo im Saloon oder Empfangsraum überm Kamin.
An die genaue Lage kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Das Schiff liegt nämlich seitlich auf dem Grund und ich war neben der Navigation meiner selbst ziemlich damit beschäftigt, nirgends in den schmalen Gängen anzuecken oder hängen zu bleiben.
Auf 45 Meter Tiefe erreichten wir schließlich die Lady und ich drückte ihr einen richtig ordentlichen Schmatzer – und damit den bisher tiefsten Kuss meines Lebens, auf die Lippen.
Ich hatte mich sehr auf meine Atmung konzentriert und da mein Tank noch recht voll war, teilten wir unsere Vierergruppe und ich konnte mit Oska noch weitere Teile des Wracks unter die Lupe nehmen. Wir lugten in die Mannschaftsräume und Duschen – ein komischer Anblick: Da das Schiff gekippt liegt betrachtete ich die Kloschüssel zwar seitlich, aber doch von oben.
Das Wasser begann plötzlich trüber zu werden. Wie abgesprochen unterbrachen wir sofort unsere Erkundungen und tauchten an der Außenseite des Wrachs entlang, an den Geschützen vorbei, zurück in flacheres Wasser. Hier hieß es warten und Fischlein gucken. Rund 10 Minuten Dekompressionsstopp zeigten unsere Uhren. Die zuvor geparkte „Prony- bottle“ – Ein zusätzlicher Tank, falls uns beim Warten die Luft ausgehen würde, brauchten wir nicht und so kamen wir nach ca 50 Minuten wieder an die Oberfläche und bejubelten uns gegenseitig
Hammer! Mit Vulkan und Coolidge Tauchgang hatte ich meine Bucketliste für Vanuatu mit Bravour erledigt und konnte mich Endorphin gefüllt leichtfüßig auf die letzten Vorbereitungen der Abreise nach Indonesien konzentrieren.