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Bocas del Torro Boatyard

von | Nov 22, 2021 | Atlantik, Panama, Umbau

Die letzten zweieinhalb Wochen waren recht taff. 11 Tage Arbeit auf und unter WASA, folgte ein spontanes Jobangebot, eine Yachtüberführung von den Bahamas nach St. Martin. Am Ende klappte alles „just in time“, weshalb ich erst jetzt dazu kam, den Bericht über die Arbeiten am Boot zu schreiben:

Wie abgemacht vertaute ich mein Schiff am Dienstagmorgen am Pier des Bocas Marina Boatyards. Natürlich im Regen. Die Jungs aus dem Boatyard stellten den Travellift in Position, konnten mit dem Kranen allerdings noch nicht beginnen, da der Werfeigner noch auf sich warten ließ. – Ohne ihn kein Kranbetrieb. So will es die Versicherung. Anfangs ärgerte ich mich, da ich ja kostbare Zeit verlor, war dann aber doch positiv überrascht, als Mr. Courtney mit eigenem Segelboot vorfuhr und in der Bucht ankerte. Es konnte losgehen.

Während sich WASA langsam aus dem Wasser hob und mit einem Hochdruckreiniger vom gröbsten Bewuchs befreit wurde, konnte ich mich mit Mr. Courtney unterhalten  und ihm von meinen Plänen erzählen. Auf Nachfrage erklärte er sich gleich bereit, mit mir mein Ruder zu begutachten, was mich sehr freute.

Wie erwähnt, hatte ich die Anlage ja bereits bei meinem „haul out“ in Grenada auseinandergenommen, inspiziert und für gut befunden. Auf der langen Passage nach Panama hat das verbliebene Knarzen beim Steuern meine Zweifel an der Seefestigkeit der Anlage neu geweckt. Eine zweite, erfahrene Meinung war genau das, was ich brauchte.

Wir ließen dafür das Boot im Kran hängen und konnten so den langen Schaft aus dem Stevenrohr ziehen, ohne dafür erneut ein Loch graben zu müssen. Mr. Courtney brauchte nicht lang, um zu urteilen, „this is quite solid fort hat little boat.“. Massiv, dafür aber umso weniger fein in der Ausführung. Das bisschen Spiel hier und da reicht aus, um die nervigen Geräusche zu verursachen. Ich reinigte und fettete die Welle und noch vor Feierabend war alles wieder zusammengebaut und die WASA konnte endgültig geparkt werden.

Das Thema „Ruder“ war abgehakt!  

Ihm folgte das weit aus aufwändigere, „Winkellaminate am Hauptschott“. Die Winkellaminate aus Glasfaser verbinden das Hauptschott aus Sperrholz, sprich die Querwand zur Vorschiffskabine, mit dem Bootsrumpf. Das Schott und deren Verbindungen sind eine wichtige Querverstrebung im Rumpf und verteilen auftretende Kräfte, beispielsweise durch den Mast und dem Druck in den Segeln, auf den Rumpf. Über die Jahre hinweg hat sich das Laminat an einigen Stellen vom Sperrholz gelöst.

Der dunkle Spalt macht die Lücke zwischen LAminat und Sperrholz deutlich.

Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass die Kräfteübertragung nicht mehr stattfindet und der Rumpf weich wird oder sich gar weitere Stellen delaminieren. Um diese Eckverbindungen zu erneuern, musste ich die alten Laminate zunächst herausschneiden und die Flächen anschleifen. Eine dreckige, staubige und giftige Arbeit. Vor allem, wenn man wie ich ohne Absaugung und fast ausschließlich mit der Flex arbeiten muss.

Einen ganzen Tag verbrachte ich deshalb damit das Boot vorzubereiten. die fordere Hälfte des Bootes räumte ich komplett aus, Regale und Verkleidungen wurden demontiert, außerdem alles fein säuberlich mit Planen abgeklebt. Die ausgeräumten Bootsteile, Klamotten, Bücher und Polster konnte ich in einem Containerabteil auf der Werft einlagern.

Nach einem Tag schneiden und Schleifen dauerte es einen weiteren vollen Vormittag, die Flächen vom Staub zu befreien und mein Glasfasergewebe von der Rolle auf richtig dimensionierte Streifen zuzuschneiden. Das neue Laminat besteht aus jeweils drei zwölf Zentimeter breiten Streifen, die ich über eine Hohlkehle in den Ecken der Verbindung auf die Laminatfläche legte. Ich machte mir dabei einen Trick aus meiner Lehrzeit zu Nutze:

Altes Beispielbild: Auf einer Folie tränke ich die verschiedenen Laminatlagen vor, um sie anschließend als Gesamtpaket in die Ecken legen zu können.

Ich tränkte und verdichtete die drei lagen im Vorhinein auf einer Unterlage. So musste  ich das gesamte Paket anschließend nur noch in die richtige, vorher mit Harz vorgetränkte, Ecke legen und entlüften. Dadurch ersparte ich es mir, jede Lage einzeln über Kopf anzulaminieren, und mich zu großer Wahrscheinlichkeit selbst von oben bis unten mit Harz einzusauen.

Ich startete Nachmittags, nach einer stärkenden Suppe im Ort und beendete die letzten zwei Laminate im Schein meiner Kopftaschenlampe.

Am nächsten Tag, Samstag, hatte ich wieder Strom, der nur an Arbeitstagen, von 7.30Uhr bis 16.30 vom Werfteigenen Generator erzeugt wird. Ich hatte mir ausgerechnet genau die Wochen im Jahr ausgesucht, in der es gleich drei Feiertage auf einmal gab. Das Verlängerte wochenende wurde von einem Besuch von Mr. Courtney und Fabian unterbrochen. Ich hatte also ein paar Stunden Zeit, meine Laminate so weit zu verschleifen, um sie am Sonntag ohne Strom lackieren zu können.

Wieder zwängte ich mich in meinen Schutzanzug, Handschuhe und Maske. In der Hitze dauerte es nicht lange bis sich unter meinen Schuhen Tellergroße Pfützen bildeten. Nach etwas mehr als der Hälfte klingelte mein Telefon. „Mama ruft an“! Ich nahm ab und musste lachen, als ich feststelle, dass der Schweiß mittlerweile schon an meinem abgewinkelten Ellbogen aus dem Anzug tropfte (zwei Tropfen/ Sekunde). Doch nur eine Minute später war der Spaß schon wieder vorbei. – Mir wurde schwindelig. Ich konnte kaum noch klar reden und hatte ernsthafte Probleme anständig zu reden. Ich brauchte frische Luft, Schatten und Wasser!

Der Anruf kam im rechten Moment, denn ich weiß nicht, ob ich ohne ihn eine Pause eingelegt hätte. Gut zwei Liter Wasser und einer Pause im Schatten der Container brachten Besserung. Wir einigten uns einstimmig auf einen frühen Feierabend.

Am nächsten Morgen war alles wieder gut. Nach Frühstück und Kaffee beendete ich die restlichen Schleifarbeiten per Hand und begann anschließend wieder damit, alles fein säuberlich abzukleben und zu entstauben. Ich konnte anfangen zu lackieren.

Während der Lack innen trocknete, kümmerte ich mich in den kommenden Tagen um den Unterwasserbereich meines Schiffes. Ich schliff das U- Schiff um es von verbliebenen Unebenheiten zu befreien und entferne die abblätternde Farbe am Ruderblatt komplett um anschließend primern und neu streichen zu können.

Am Nachmittag begann der Wiederzusammenbau der Inneneinrichtung. Ich verlegte die Kabelstränge für Mast und Vorschiffskabine neu, saugte und putzte sorgfältig, um die giftigen Glasfaserstäube loszuwerden und begann nach und nach, ein Bauteil nach dem anderen wieder an seinem Bestimmungsort zu montieren.

Genau eine Woche nach dem „haul out“ traf auch endlich das extra bestellte Antifouling an der Paketstation von Almirante ein und so konnte ich Mitwoch und Donnerstag streichen. Bis spät Abends bastelte ich an meiner Inneneinrichtung. – „Alles soll fertig sein, wenn das Boot morgen ins Wasser kommt.“

Geschafft! Am Nachmittag hing WASA endlich wieder in den Krangurten und war auf dem Weg zum kühlen Nass. 11 Anstrengende Werftage lagen hinter mir und ich war heilfroh, alles in der kurzen Zeit geschafft zu haben. Die drei Stunden Motorstrecke von Almirante nach Bocas nutzte ich, um zu guter Letzt auch das Deck vom Dreck zu befreien. Dann sah mein Boot endlich wieder so aus, wie ich es gerne habe. Sauber, ohne Dreck, Staub, matschigen Fußabdrücken oder Rostnasen die irgendwo runterlaufen.

Happy Paul!

Bocas Marina Boatyard/ Bocas Yacht Services

Das Boatyard liegt im Norden Panamas, in der Provinz Bocas del Torro, am Rande der Stadt/ dem Ort Almirante. Während meinem Aufenthalt war meines, abgesehen von ein paar eingelagerten Booten das einzige auf dem Yard. Das mag daran liegen, dass Anfang November noch nicht wirklich zur Segelsaison zählt, oder vielleicht auch an dem Vorurteil, dass es dort kaum Zubehör, dafür aber umso mehr Mücken und andere Stechfliegen gibt.

Letzteres stimmt leider tatsächlich. Ohne Mückenspray und Spiralen zum Abbrennen ist es abends kaum auszuhalten.

Beim Thema Ersatzteile und Zubehör ist es dort aber kaum anders als in irgendeinem anderen Boatyards in Panama. Eine richtige „Chandlery“ wie wir sie aus Europa oder der Karibik kennen ist schwer zu finden.

Glasfasermatten und Gewebe, sowie WEST SYSTEM Epoxidharz können normalerweise im Boatyard oder in der Marina gekauft werden. Polyesterharz, Andickmittel, und Glasfaser findet man zudem in der Stadt, die leicht mit dem DInghy zu erreichen ist. Es gibt mehrere Hardwarestores und zudem ein mehr auf Marinebedarf spezialisierten Yamaha Händler, der einiges an Arbeitsmaterialien im Sortiment hat.

Wer eine Kleinigkeit kauft, kann sein Dinghy am Supermarkt am Ende des Kanals nach Almirante anbinden. (Meines ist versteckt, das vorletzte zwischen den panamaischen Pangas.)

Glasfasermatten und Gewebe, sowie WEST SYSTEM Epoxidharz können normalerweise im Boatyard oder in der Marina gekauft werden. Polyesterharz, Andickmittel, und Glasfaser findet man zudem in der Stadt, die leicht mit dem Dinghy zu erreichen ist. 

Es gibt mehrere Hardwarestores und zudem ein mehr auf Marinebedarf spezialisierten Yamaha Händler, der einiges an Arbeitsmaterialien im Sortiment hat.

Man sollte sich allerdings nicht darauf verlassen, speziellere Ersatzteile lagernd zu finden. Dafür liefert Global Marine innerhalb von zwei Werktagen von Panama City nach Almirante. Die Firma scheint ein recht gutes Inventar zu haben und ist nebst Mail und Telefon auch über Whatsapp zu erreichen. Ich habe dort mein Antifouling bestellt und konnte es zwei Werktage nach Zahlungseingang an der Poststation in Almirante abholen.

Die Werftleitung wurde während meinem Aufenthalt von „Fernando“ übernommen. Er spricht Englisch und Spanisch. Auch die restliche Belegschaft ist nett und spricht teilweise Englisch.

Kosten du Abrechnungen sind fair! Der Haul in/out kostet aktuell 12$/ Fuß und der Stellplatz 0,6$/Fuß/Tag. Zuzüglich 5$/Tag für Strom der von 7:30 bis 16:30 zur Verfügung steht. Die Tage vom Ein- und Auskranen werden nicht als Storagetage berechnet. DIY Boote sind willkommen.

Auch sonst war alles recht fair. Während meinen Arbeiten habe ich das Boot leergeräumt und konnte meine Sachen in einem Containerabteil unterstellen, das mir nicht berechnet wurde. Der Werfteigner hat sich Zeit genommen, mit mir das Ruder zu inspizieren und für das bisschen Primer, das ich für mein Ruder benötigte wurde mir auch keine extra Rechnung gestellt.

Es macht Sinn, sich bereits einige Zeit im Voraus mit der Werft in Kontakt zu setzen um in Erfahrung zu bringen, was möglich oder auf Lager ist und was vielleicht rechtzeitig bestellt werden muss.

Außer nervige Mücken gibt es nichts schlechtes über die Werft zu erzählen und ich würde sie immer weiterempfehlen.