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Bootsarbeit

von | Mai 10, 2020 | Umbau

Portugals’s Häfen sind immer noch größtenteils gesperrt. Daher steht auch die WASA noch auf dem Werftgelände in Olhao. In diesem Fall ist es ein glücklicher Umstand für mich, dass die Flüge meiner Eltern nach Portugal gecancelt wurden. Ich habe immernoch Papas VW- Bus.

Ich fahre jetzt immer von Dienstag bis Freitag zur Werft und übernachte dort im Auto direkt neben meinem Boot. Ich schlafe oben im Klappdach. Im „Erdgeschoss“ ist einiges an Werkzeug und Materialien verstaut. Genauso wie eine Kiste mit Kochutensilien, Kühlbox, Proviant, Klamotten. Meistens vergesse ich irgendetwas: Beim ersten Mal waren es Wechselsocken, dann der Kaffeefilterhalter und die Woche drauf die Kaffeetasse selbst. – ganz, ganz schlimme Sache! 😉 

Es gibt dort eine Dusche, WC und Internet. Meistens koche ich mir am Wochenende schon ewas zum Essen vor. Suppe und eine Gemüsepfanne zum Beispiel. Dann muss ich auf der Werft nur noch Reis oder Nudeln dazu machen und spare mir das große Geschnipsel. Alles in allem nicht ideal, aber wohl aktuell der beste Weg mit meinen Arbeiten vorwärts zu kommen.

Ich habe mit der Bugkabine angefangen. Nachdem dort die Verkleidung schon weg war, musste ich noch die letzten Klebereste wegschleifen. Dann konnte ich die Reparaturen in Angriff nehmen. Einige Winkellaminate ( in diesem Fall die Verbindung von Rumpfschale mit Holzeinbauteilen) habe ich neu gemacht. Sie hatten sich vom Holz gelöst. Außerdem habe ich die Luke (das „Dachfenster“ ) der Bugkabine neu eingedichtet und ein paar andere Kunststoffreparaturen gemacht.

,In die Ecken der Bugkabine wollte ich ein Regal bauen. Also musste ich mich erstmal auf die Suche nach einem geeigneten Holzhändler machen. Ich habe nach einigem Suchen auch einen gefunden und konnte dort eine Sperrholzplatte mit Mahagonifunier bestellen. Ich war sehr glücklich über den doch recht günstigen Preis. Eine Platte 2,15m X 1,35m, wasserfest verleimt und mit Mahagoni überfuniert hat mich 30 Euro gekostet.

Bis das Holz da war habe ich im Saloon weitergearbeitet. Auch hier die letzten Reste der Verkleidung entfernen und Klebereste abschleifen.

Ich musste leider früher fahren als geplant: Über das lange Maiwochenende hatte die Portugiesische Regierung wieder einmal die Vorschriften verschärft und man durfte den Umkreis seines gewöhnlichen Aufenthaltsortes nicht verlassen. Um Ärger zu vermeiden bin ich also schon am Donnerstagmittag heim, war also nicht mal zwei Tage effektiv am Boot…

Die Tage daheim (in Lagos) waren aber doch auch schön. Tagsüber ein bisschen mit Gabriela und Christian im Garten arbeiten und Abends zusammen Essen und Dart spielen.

Der Montag, vierter Mai, war eine Art Stichtag für mich. Ich hatte gehofft, dass ich mit den neuen Lockerungen auch die Erlaubnis bekomme endlich das Boot zu überführen. Nein, leider wieder nicht. Es dürfen jetzt zwar wieder Schiffe an- und ablegen. Aber wenn ich das Schiff überführe überschreite ich wohl so was wie irgendwelche Reviergrenzen und deshalb darf ich nicht.

Ich habe letzte Woche noch einmal eine Ausnahmegenehmigung beantragt, aber noch keine Antwort bekommen.

Also erstmal noch weitermachen wie bisher.  Ich habe ein Modell für Wassertanks gebaut, um den Platz unter den Kojen im Saloon perfekt ausnutzen zu können. Das Regal in der Bugkabine ist fertig eingebaut und grundiert. Dem Raum fehlt eigentlich nur noch Farbe und die richtige Deckenverkleidung.

Es ist immer schön, wenn nach dem ganzen Rausreißen, Schleifen und Rumstauben wieder etwas neues, schönes in das Schiff kommt. Es lässt sich dann doch ein gewisser Fortschritt erkennen – man  sieht was man in der letzten Zeit gemacht hat! Mir gibt das mir neue Motivation und die Arbeit macht umso mehr Spaß!

Ich verstehe mich mittlerweile auch mit den Mitarbeitern und dem Chef der Werft recht gut. Sie sind alle super nett, helfen mir bei der Beschaffung von Material und geben Tipps.  Ich habe dem Chef auch erklärt wieso ich die Werft wechseln möchte: Dass ich hier in Lagos wohne und Freunde habe, die Distanz zum hin-  und herfahren zu groß ist und auch das übernachten im Auto auf Dauer natürlich nicht das Gelbe vom Ei ist. 

Obwohl ich ihnen dann als zahlender Kunde wegfalle und ich quasi „zur Konkurrenz gehe“ haben sie sich sogar für mich mit den Behörden auseinandergesetzt und erfragt wieso ich nicht überführen darf, ob eine Chance auf eine Ausnahmegenehmigung besteht und an welche Adresse ich den Antrag schicken muss.

Ich hoffe jetzt, dass meinem Antrag bald stattgegeben wird, oder ich mit den nächsten Lockerungen (am 18ten) überführen darf.