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Das Problem mit dem Autopilot

von | Feb 9, 2021 | Kanaren

Wer uns ein bisschen verfolgt hat und einen Blick auf die Karte geworfen hat, der wundert sich vielleicht, wieso wir schon wieder in einer Marina liegen. Obwohl der Start sehr vielversprechend war, mussten wir unsere Atlantiküberquerung schon nach weniger als 20 Stunden unterbrechen:

Wir starteten gegen Mittag mit besten Bedingungen aus dem Hafen von Santa Cruz de La Palma. Der Wind blies kräftig aus Nord/ Nordost und erlaubte uns so direkt unsere Passatsegel zu setzen. Eine alte und erprobte Art der Segelstellung um sich vom Wind über das Meer schieben zu lassen.

Um dem Wind die bestmögliche Angriffsfläche zu bieten, haben wir zwei Genuas an unserer Rollfockanlage gesetzt. Diese werden dann einzeln ausgebaumt und mit „Topnant“ (Hochholer), „Niederholer“ und der Schot eingestellt und fixiert. Das Großsegel bleibt unten, da die beiden Segel am Bug wie ein Schirm arbeiten und das Groß hier nur den Wind „klauen“ würde. Lediglich wenn das Boot beim Segeln stark rollt, kann es helfen das Groß ein Stückchen zu setzen und ganz dicht zu nehmen, um so die Schaukelei etwas zu bremsen.

Bis in die Nacht kamen wir so ganz gut und gemütlich voran. Mit dem Sonnenuntergang begann auch unser Nachtschichtrythmus. Drei Stunden lang hält Leon Wache, dann ist drei Stunden lang Moritz’ Schicht und zum Schluss muss ich drei Stunden ran. Das ganze wiederholt sich normalerweise so lang bis tagsüber, mehr oder weniger, eh alle wach sind. Optimalerweise hat dann jeder zwischen seinen Schichten sechs Stunden Schlaf am Stück.  Es sei denn, es stehen Segelwechsel oder andere Arbeiten an, die Nachts und im Dunkeln nicht alleine gemacht werden sollten.

Ungefähr gegen Ende von Leons Schicht schlief der Wind etwas ein. Um trotzdem weiterzukommen, rollten wir die Passatsegel weg und setzten stattdessen unser Groß- und ein Leichtwindsegel. Aufwachen, motivierend stöhnen, anziehen, Segel suchen, Schwimmweste an, Hirnbirn an und los! Für so ein Manöver brauchen wir Nachts meistens 20- 30 Minuten bevor wir wieder in die Koje krabbeln können.

Leider war es kurze Zeit später wieder so weit. Der Wind war so weit eingeschlafen, sodass auch die Leichtwindbesegelung nur noch hin und her wappte und das Boot ungemütlich zwischen den Wellen schaukelte. Um aus dem Windloch vor der Insel „El Hierro“ herauszukommen, wollten wir den Motor anschmeißen und mussten daher wieder an Deck und den Spinnaker einholen.

Der Motor startete ohne Probleme und wir hatten uns fast wieder hingelegt, als von draußen die Meldung kam: „ Der Autopilot geht nicht.“  Rund eine Stunde verging, bis wir uns eingestehen mussten, dass der Autopilot nicht mehr zu gebrauchen war und wir uns fragen mussten, wie sinnvoll  eine Weiterfahrt ohne elektrische Steuermöglichkeit wäre.

Wir wollen los!

Wir hatten unsere Abfahrt schon einmal verschoben. Wir sind auch sonst, durch andauernde Zwischenfälle in unserem Zeitplan immer weiter nach hinten gerutscht! Das kann doch nicht wahr sein, dass jetzt vor dem Sprung nochmal sowas passiert! Echt nervig!

Der Leser sollte wissen, dass wir den elektrischen Autopiloten normalerweise gar nicht benutzen. Beim Segeln übernimmt unsere Windfahne die Steuerung des Bootes. Sie steuert das Boot rein mechanisch, also ohne Stromverbrauch, immer im selben Winkel zum Wind. Da sich die Windrichtung auf unseren Kursen nicht oft stark ändert ist sie sehr zuverlässig und mit kleinen Korrekturen sehr genau. Den elektrischen Autopilot hingegen benutzen wir nur bei vollkommener Flaute und wenn wir mit Motor fahren. Auf unserer Überfahrt, bei der wir ziemlich sicher fast immer Wind haben werden, ist der elektrische Steuermann also fast schon nur ein Ersatzteil, falls die Windfahne doch versagen sollte.

Die Entscheidung, ob wir weitersegeln oder uns doch noch einmal um Ersatz kümmern sollten, fiel uns vor allem zu der Uhrzeit nicht wirklich leicht. Letztendlich einigten wir uns doch darauf noch einmal einen Hafen anzulaufen um dort herauszufinden wie lang es dauert einen neuen zu organisieren.

Unsere Recherchen ergaben, dass es hier auf El Hierro keinerlei Bootszubehör oder Ersatzteile gibt . Eine Lieferung vom Festland würde mindestens eine Woche dauern, Lieferzeiten von Insel zu Insel liegen jedoch nur bei ca. zwei Tagen. So legten wir am nächsten Morgen gleich los und telefonierten alle Händler der benachbarten Inseln ab. Mit Erfolg! Leider nicht gerade billig, aber morgen Abend sollte ein neuer Autopilot ankommen!

Und das wiederum heißt: Am Donnerstagvormittag sollten wir unsere Überfahrt fortsetzen können!!