In den letzten 13 Tagen ist mal wieder mächtig viel passiert! Wir haben in Lanzarote noch ein paar Mal die Insel besichtigt, waren Testsegeln und haben unsere Bootsarbeiten erledigt. Vorgestern Abend sind wir nach einem zweitägigen Törn auf der Insel La Palma, im Westen der Kanaren angekommen.
Wir hatten es uns unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Segeleigenschaften der WASA zu optimieren. Bei unserer Fahrt nach Lanzarote merkten wir, dass wir mit unserem aktuellem Set Up kaum „hoch am Wind“ segeln können. Maximal 65- 60 Grad waren möglich. Was nicht gerade schön ist, wenn man gegen den Wind aufkreuzen muss. (Mit dem Segelboot können wir nicht direkt gegen den Wind fahren und müssen deshalb so hoch wie möglich am Wind fahren und uns mit einem Zick-Zack-Kurs zu unserem Ziel vorarbeiten. Das nennt man Aufkreuzen)
Bei einem Abendessen mit Dik und Kiki auf der Bandos kam der Vorschlag, dass Dik doch auch mal eine Runde auf der WASA mitsegeln könne, wir zusammen nach Verbesserungen in unserem Rigg suchen und ein paar weitere Sachen ausprobieren könnten.
Was soll ich sagen? Seine Erfahrung hat sich auf jeden Fall bemerkbar gemacht. Wir haben nicht nur eine Möglichkeit gefunden, die vordersten Genuaholepunkte um mindestens 15 cm weiter nach vorne zu setzten, sondern wir haben uns außerdem mit der Führung der Fockschot beschäftigt. Auf verschiedenen Kursen waren immer der Relingsdraht oder eine der Relingsstützen einer optimalen Führung im Weg. Dik hat uns gezeigt, wie wir dem aus dem Weg gehen und so tatsächlich auch deutlich mehr Höhe laufen können.
Obendrein haben wir zum ersten Mal das Leichtwindsegel gesetzt und einige schöne Varianten gefunden es effizient zu segeln.
„Das Boot ist wie ein Ü- EI! Jeden siebten Tag eine neue Überraschung!“
Gerade waren alle Bastelarbeiten abgeschlossen, als ich im Cockpit eine verdächtig weiche Stelle unter meinem Fuß spürte. In der alten Farbe – ich hatte das Cockpit nicht neu lackiert – wurde ein 5cm kreisrunder Riss sichtbar. Nach ein bisschen darauf rumdrücken und -popeln bestätigte sich der Verdacht: Hier wurde mal ein Loch nicht so richtig anständig wiederverschlossen.
Ich nehme an es war ein Loch für irgendein Tankeinfüllstutzen, welcher dann nicht mehr benötigt wurde und das Loch nur zugeklebt wurde, anstatt es anständig zu laminieren. Zwar blieb diese Stelle bis so eben unsichtbar, aber mit einem Loch im Cockpit wollten wir nicht weitersegeln. Für uns hieß das: Werkzeug auspacken. Die Flex anschmeißen und eine Schäftung in das Laminat schleifen. Laminieren, schleifen, spachteln, schleifen, spachteln, schleifen, grundieren, schleifen, lackieren! An sich keine große Reparatur. Ärgerlich war hauptsächlich der Aufwand. Das Werkzeug war wunderschön verstaut, wir waren fast abreisefertig und durch die Trocknungszeiten dauerte es drei Tage, bis wir alle Kisten wieder unter Deck verräumen konnten.
Jetzt waren wir endlich bereit für die Überfahrt nach La Palma! Sie dauerte zweieinhalb Tage und war viel angenehmer als unser erster Trip. Nichtsdestotrotz hatten wir auch hier ein paar Überraschungen:
Der Start war nahezu perfekt! Wir segelten mit „halben Wind“ (Wind von der Seite) und fünf bis sechs Knoten Bootsspeed entlang der Küste von Lanzarote nach Süden, um dann zwischen Fuerteventura und Lanzarote nach Westen zu drehen und direkten Kurs auf La Palma zu nehmen.
Die Idylle verschwand jedoch, als ein immer stärker werdender, beißender Geruch aus Lösemitteln aus der Heckkabine kroch. Ich hatte den Härter unseres Lackes nicht anständig verschlossen! Und dieser lief jetzt aus…. Ich hatte zwar vorsichtshalber alle Farbdosen in Mülltüten verpackt, aber das Zeug ist so stark, dass es einfach durch alles durchdiffundierte und jetzt das komplette Lackfach und alle anderen Dosen voll mit stinkendem Härter waren.
Der Gestank musste aus dem Boot! Es roch nicht nur unangenehm, sondern die Dämpfe sind zusätzlich auch noch gesundheitsschädlich ohne Ende. Die grobe Putzaktion dauerte etwa 15 Minuten und bescherte mir tatsächlich einen ganzen Tag lang Kopfschmerzen. Putztücher sowie die alte Dose konnten wir ja auch nicht einfach über Bord werfen. So mussten wir bis zu unserer Ankunft auf La Palma unser Cockpit mit einem Eimer voller stinkender Tücher teilen.
Die zweite Überraschung war eine Beinahe Kollision mit einem Fischerbot. Während seiner Nachtschicht entdeckte Leon Positionslichter am Horizont und ein passendes „Angelboot“ auf dem AIS. Kurze Zeit später warnte uns das Gerät auch schon vor einer möglichen Kollision.
Wir hatten Wegerecht und drei Segel stehen. Den Spinnacker ausgebaumt, die kleine Genoa und unser Groß mit einem Bullenstander fixiert. Da uns ein Ausweichmanöver so einige Minuten an Arbeit beschert hätte, entschlossen wir uns abzuwarten und versuchten das Schiff über Funk auf uns aufmerksam zu machen. Die Fischer reagierten jedoch nicht und hielten Kurs! Die Entfernung war nur schwer abzuschätzen, aber irgendwann war klar: „jetzt müssen wir was machen, sonst knallts!“ – Schnell auf das Vordeck springen alles losbinden, Genoa einrollen, und eine Halse segeln. – Geklappt!
Doch auch die Fischer hatten doch parallel ein Ausweichmanöver gestartet und so fuhren wir wieder aufeinander zu! Also alles wieder zurück! Die Leinen auf dem Vordeck waren nur noch ein riesiger Knoten und der Spinnacker wehte irgendwo vor dem Bug. Aber auch dieses Manöver ging gut. Noch etwas verdaddert beobachteten wir die Arbeitslichter des Fischerbootes in Richtung Teneriffa verschwinden. Dann konnte ich wieder schlafen und Leon den Rest seiner Wachschicht in Ruhe verbringen.
Letztendlich sind wir wieder heile an unserem Ziel angekommen! Zweieinhalb Tage älter als vorher, aber mit vielen, neuen, wichtigen Erfahrungen.
Auf La Palma wollten wir ursprünglich nur unsere Vorräte auffüllen und mit einem geeigneten Wetterfenster über den Atlantik starten. Jetzt sieht die Insel aber so schön aus, dass wir vielleicht doch noch ein / zwei Tage länger bleiben und die Insel erkunden.
Eine Sache hatte ich vergessen zu Erwähnen:
Unser Motor liefert wieder Strom! Die Lichtmaschiene passte doch! Tatsächlich war aber die Beschriftung auf der Generatorrückseite so irreführend bzw. falsch, dass wir die Masse an die falsche Schraube angeschlossen hatten. (Da wo das „E“ war). Eine Anleitung gabs leider nicht. Zusammen mit dem Techniker der Elektrofirma gelang uns dann schlussendlich doch der Einbau!