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Eine Neue Crew auf der Wasa – vom Ammersee nach Panama City *Gastbeitrag Hanna & Emma*

von | Mrz 11, 2022 | Panama, Pazifik

Hallo, hier sind Hanna und Emma. Für die letzten 3 Wochen waren wir die Crew auf Paul´s WASA.

Kurz zu uns:

Hanna Piendl (noch 19), hat letztes Jahr die Schule abgeschlossen und entschied sich vor einem Studium noch auf Reisen zu gehen. Als Pauls Schwester ist es für sie naheliegend ihn auf einem Teil seiner Route zu begleiten.

Emma Eggert (22), studiert Transdisziplinäre Kunst in Wien kommt ursprünglich auch vom Ammersee und kennt Paul über das Sammersee-Benefiz Festival. Sie wird ihn und die WASA mit über den Pazifik begleiten.

Aller Anfang ist schwer:

Unsere Hinreise aus München verschob sich leider um 5 Tage nach hinten, da Corona natürlich dazwischenfunkte. Nach mühsamen Planungsänderungen ging es am 14. Februar endlich los ins Warme!

Wir waren sehr nervös, ob jetzt auch wirklich alles klappen würde. Doch tatsächlich – nach 26 anstrengenden Stunden kamen wir in Punta Morales, Costa Rica an. Paul, Sofien und Lea empfingen uns mit Dosenbier an einer Bushaltestelle. Herrlich! (Nach 3 Flügen und einer Busfahrt ins Ungewisse ist abgeholt werden doch eines der besseren Dinge)

Als Belohnung wurden wir vom Kapitän zu traditionellem Essen eingeladen, dazu gab es ein kaltes Bier mit Salz am Glasrand und Zitronensaft.  Richtig lecker! Da wir aber trotzdem ziemlich erschöpft waren, ging es für uns direkt ins Bett. 

Wir konnten allerdings noch nicht aufs Boot, da es uns durch die Ebbe unzugänglich war. Netterweise durften wir drei bei Lea, einer Freundin übernachten.

Am nächsten Tag führte uns Sofien durch SAILCARGO und zeigte uns das Projekt. Sehr beeindruckend! Unser Highlight sponsorte uns Sofien – unsere erste frische Kokosnuss, die er uns mit einer Machete öffnete. Danach hieß es für uns Abschied nehmen und es ging ab aufs Boot! Gar nicht so leicht zu dritt mit 40 kg Gepäck und einem Surfboard… Zum Glück ging alles gut und Emma sah zum ersten Mal die Wasa! Ihr neues zu Hause für die nächsten Monate.

Am nächsten Morgen stachen wir endlich als neue Crew in See. Unser Ziel: Caldeira.

Der Grund unseres Stopps war, uns beim Hafenamt abzumelden und für den nächsten Küstenabschnitt anzumelden. Allerdings war das leichter gesagt als getan, vor allem

wegen der vielen Unklarheiten beim Papierkram, für das ein- oder auschecken von Booten in costa-ricanischen Häfen. Übrigens ist genau das ein Grund welcher viele Segler abschreckt über Costa Rica zu segeln. Wir waren deshalb an den meisten Orten das einzige Boot. Nachdem aber alles geschafft war, genossen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang und setzten Segel Richtung Uvita. Unser Abendessen bescherten uns drei junge Fischer, sie fragten uns nach drei Bier im Tausch gegen drei Fische. Guter Deal!

Im Anschluss stand unsere erste Nachtfahrt bevor. (Jeder hält für 3 Stunden ab Dämmerung Wache und kann anschließend 6 Stunden bis zur nächsten Schicht schlafen)

Wir waren schon ein bisschen aufgeregt aber es war eine super laue und helle Nacht ohne viel spannendes. Der darauffolgende Tag auf See verlief ganz im Sinne der Nacht, entspannt. Für die ein oder andere Lesestunde, Zeichnung, ein Schachspiel oder eine Häkelrunde fand sich bei ruhigem Motorsegeln auf jeden Fall Zeit! Leider sind wir erst nach Sonnenuntergang  angekommen. Das hat das Ankern zusätzlich zu den vielen Riffen um Uvita erschwert. Letztlich fanden wir aber einen weniger schaukeligen Platz und ankerten.

In der Dunkelheit sahen wir dann wie das Meer leuchtete. Also um das zu erklären, nicht das ganze Wasser, aber überall dort wo es sich bewegte. Sprich wenn sich kleine Wellen am Boot brachen oder ein Fisch vorbei schwamm.

Wir konnten das nicht so richtig glauben also wollten wir es ein bisschen provozieren und schütteten einen ganzen Kübel Wasser über Bord. WOW! Krasser scheiß, wie bestimmt jemand gesagt hat und genau das traf es auch! Das Eimerwasser hinterließ an der Stelle, an der es aufprallte, ein helles grünes Licht. Einfach so. Wir konnten es gar nicht glauben, sowas schönes haben wir noch nie gesehen. Ausgelöst wird dieser Effekt durch Leuchtplankton, kleinen für das Auge nicht sichtbare Krebstierchen, die bei Wasserbewegung leuchten. Eigentlich wie Glühwürmchen nur eben im Wasser. Diesen magischen Moment wollten wir dann aufs Vollste auskosten, haben all unseren Mut zusammengenommen und sind schwimmen gegangen! (Meer und dunkel ist schon eher beängstigend, oder?) Die weiß bis grünlich leuchtende Teilchen haben bei jeder Bewegung einen Schweif hinterlassen und wir haben uns ein bisschen gefühlt wie Meerjungfrauen. Einfach wow… : )

Die erste Nacht in Uvita war leider weniger erholsam… Die Wellen schaukelten das Boot hin und her, jedes nicht niet- und nagelfeste Teil machte mächtig Lärm. Außerdem mussten wir echt aufpassen, nicht aus dem Bett zu fallen!

Als wir zu Sonnenaufgang aufstanden, raubte uns die Aussicht mal wieder den Atem – auf dem weißen Sandstrand der Insel wuchsen Palmen und es waren kaum Menschen unterwegs. Sehr idyllisch, ein Ausblick schöner als aus dem Bilderbuch, denn er war echt! An diesem Tag (mittlerweile ist übrigens der 20. Februar 2022) wurde hauptsächlich gestrandelt. Erholung, Bräunung und Kokosnüsse schlürfen stand auf dem Programm.

Das hielt allerdings nicht lange, denn am nächsten Tag stand vormittags wieder etwas Arbeit an. Emma reparierte mit Paul die Pumpe zum Bilge auspumpen und Hanna schrubbte das Deck.

Danach machten wir uns Surfbereit. Die Wellen waren ein Traum! Wenig Strömung und perfektes Wetter… Paul war sogar, bis es dunkel wurde im Wasser und kam mit einem breiten Grinsen wieder heraus. Als krönenden Abschluss gab es zurück an Board einen Pina Colada aus Kokosnüssen vom Strand.

Den nächsten Tag wollen wir gerne zitieren: „Richtig fader Segeltag, kein Wind, arschheiß. Einfach ungeil“ – emma :,)

Als wir 2 Tage später gegen Mittag in Golfito ankamen, ging es an unser erstes Anlegemanöver. Im Anschluss stärkten wir uns in der Banana Bay Marina. Hier saßen wir im schattigen Kühl mit WLAN und jeder wurschtelte vor sich hin.

An diesem Tag haben wir auch Achim kennengelernt. Achim ist ein hilfsbereiter Segler eines Katamarans, welcher allerdings schon verkauft wurde. Wenn er nicht segelt, ist er nämlich Safari Guide in Namibia. Cooler Typ!

Am 24. Februar 2022 sind wir alle hellwach, nachdem wir die Nachriten gecheckt haben. Wie entsetzlich! Wir sind traurig und geschockt über die aktuellen Ereignisse in der Ukraine.

Niemals hätten wir gedacht, dass es so nah bei uns Zuhause gefährlicher wird als hier unterwegs. Wir denken an die Opfer und spenden. So kann über jede Distanz geholfen werden!

Für den darauffolgenden Tag haben wir uns auf einen To-do Tag geeinigt, um voranzukommen.  Während wir den Einkauf für die nächste Woche besorgten, legte Paul einen halben Bürokratie-Marathon hin. Erst ging`s zum Zoll, danach zur Immigration, zum Hafenmeister und schließlich zur Post. Die Windfahne richtete er sogar auch noch, fleißig!

In der Früh um Punkt 10:00 Uhr verließen wir Golfito, nachdem Befüllen der Wassertanks. Unsere (lange) Reise nach Panama beginnt.

6 Tage waren wir insgesamt unterwegs, abgeschottet von der Welt. Nur der Pazifik, die Wasa und wir. Die ersten beiden Tage waren wieder etwas mau was den Wind betrifft… Der Motor lief zur Unterstützung. Einen kleinen Zwischenstopp machten wir über Nacht zwischen zwei Inseln „Isla Jicarita“ und „Isla Jicaron“. Wieder einmal kamen wir im Dunkeln an und wieder einmal war unsere Nacht schlaflos aufgrund der Wellen. Nichtsdestotrotz machten wir uns am nächsten Morgen schnell ein Müsli, um dann zu schnorcheln und die Inseln zu erkunden. Die Vielfalt im Wasser ist der Wahnsinn! Rochen, Quallen, neongrüne Fische mit lila Schnauze, Seesterne, riesige Fischschwärme oder große schwarze Fische. Ein maurischer- Idol-Fisch (den Namen wissen wir jetzt dank Emma, die sich gut bei „Findet Nemo“ auskennt – es handelt sich um den Charakter Khan). Des Weiteren entdeckten wir Seeigel, riesige Muscheln, Krebse und unendlich viele weitere Arten in den unmöglichsten Farben und Formen. Die Insel war menschenleer. Hätten wir keine Bilder gemacht, hätte dieser Ort auch gut ein Traum sein können.

Nach unserer Exkursion machten wir uns wieder auf den Weg und segelten weiter. Irgendwann wollten wir schließlich ankommen in Panama! Zuerst lief das Segeln echt gut, der Wind war super, wir sind vorangekommen dafür gabs viel Schräglage. Auf Höhe Punta Malas (also dem letzten schwierigerem Abschnitt unserer Route) wurde es am darauffolgenden Tag gegen Abend ziemlich ungemütlich. Ein Sturm zog auf und wühlte das Meer ordentlich auf.  Die Wellen waren teilweise bis zu 2 Meter hoch. Dementsprechend chillig verlief die Nacht – so gar nicht. Am nächsten Morgen waren wir alle fix und fertig. Und auch noch genervt. Denn die ganze Anstrengung war umsonst! Wir sind kein Stück vorangekommen! Die Strömung war so stark, dass wir uns beim Kreuzen nur auf derselben Linie bewegten.

Zum Glück arbeitete die Flut nun für die nächsten 6 Stunden gegen die Strömung an, sodass wir nach und nach besser vorankamen. Wind und Wellen waren in der nächsten Nacht nicht so richtig milder, nur ein bisschen. Vielleicht hat es sich aber auch nur so angefühlt, weil wir Turbolenzen vom Vortag schon gewohnt waren. Mit der Angst bekamen wir es zwar teilweise schon zu tun, aber der Gedanke dass Paul und vor allem die Wasa schon viel schlimmeres durchgemacht hatten – 40 Jahre Weltumsegelung und 6 Meter hohe Wellen, half ungemein.

Gegen 18:00 Uhr am 2. März 2022 kamen wir endlich an. Insgesamt segelten wir 439 Seemeilen von Punta Morales nach Panama, wo wir vor der Marina Playita ankern. Beim Einfahren waren wir begeistert und konnten nicht glauben, was wir dort sahen:

 Zig Frachter – RIESENGROß! Sie warten hier alle, um den Panamakanal passieren zu können. Direkt vor dessen Einfahrt ist unser Ankerplatz. Zum Schluss entdeckten wir sogar noch einen Wal, der zwischen den großen Frachtern schwamm Richtung offenes Meer. Hoffentlich ist er dort auch gut angekommen, so wie wir im Hafen.

 Emma fand es noch besonders erstaunlich wie viele so große Schiffe und letztlich Container täglich den Kanal passierten. Wir fanden heraus, dass das größte Containerschiff heutzutage über 23.000 Container laden kann und sich die Passagegebühren für so einen Rießen ca. auf 500.000 € belaufen. Als Highlight sahen wir während unserer Ankerzeit hier auch noch ein Uboot mit Polizeibootgarde den Kanal passieren.

Es ist jedenfalls sehr aufregend hier!

Alles Liebe,

Hanna und Emma