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Endspurt!

von | Nov 6, 2020 | Umbau

Endspurt ist angesagt! Und zwar mal so richtig! In 15 Tagen ist es soweit – die WASA kommt endlich wieder zurück in ihr Element! Ein paar Sachen müssen aber unbedingt noch vorher erledigt werden:

Seit Ewigkeiten rede ich jetzt schon an den Rigger hin. Können wir heute die neuen Wanten pressen? Bist du heute in der Werft? Hast du an die Nieten für den Mast gedacht? . Es ist wahrscheinlich die portugiesische Art, dass alles „amanhã“ (morgen) fertig ist, die mich manchmal echt fertig macht. Die neuen Wanten zu pressen und zu montieren, dürfte mit Montage eigentlich nicht länger als ein Tag dauern. Ich glaube im Juni habe ich dem Rigger das erste Mal Bescheid gesagt.

Naja, immerhin hat es schon geklappt, dass ich zusammen mit seinem Lehrling die Beschläge wieder an den neu lackierten Mast genietet habe. Hier ist es eher üblich, dass der Mast gestellt wird bevor das Boot ins Wasser kommt. – In Arbeitstagen gerechnet sind es plötzlich nur noch neun (!!) Tage bis der Mast stehen muss.

Vor dem Einwassern steht auch noch das Unterwasserschiff auf dem Programm. Zwei neue Schichten Antifouling sollen verhindern, dass sich während der Tour Muscheln und Algen auf dem Schiffsrumpf ansiedeln und so die Fahrtgeschwindigkeit reduzieren.

Auch innen ist das Boot noch nicht ganz fertig. Bis gestern habe ich auf meine neuen Wassertanks gewartet:

In einem vorherigen Artikel habe ich schon einmal erwähnt, dass ich ein Modell für neue Wassertanks gebaut habe, welche passgenau unter den Saloonkojen verschwinden sollen. Etwa 200L fassen die neuen Tanks.

Nach etwas Internetrecherche bin ich auf eine die Firma „Schäfer Kunststoffverarbeitung“ aus Oberwambach gestoßen. Sie fertigen seit rund 28 Jahren unter anderem auch Kunststofftanks für Boote und Yachten. Die Tanks werden aus Seewasser- und UV beständigem, lebensmittelgeeignetem Kunststoff gefertigt und können in nahezu jeder Form hergestellt werden.

Nicht nur die Form war wichtig, sondern die Kammern sollten  durch ein sogenanntes Schwellblech in der Mitte getrennt werden. Das verhindert ein hin- und herschwappen des Wassers bei Fahrt und reduziert so Geräusche und Kräfte, die durch das bewegte Wasser im Tank entstehen. Um eventuelle Verunreinigungen auch mal wegputzen zu können, wurden je zwei Reinigungsdeckel in die Oberseiten eingebaut.

Die Wasa ist jetzt mit zwei Bilgenpumpen ausgestattet. Einer automatischen und einer handbetriebenen Pumpe, mit der wir das Bootsinnere im Notfall schnell wieder leeren können.

Die Überholung des Motorraumes hat auch länger gedauert als gedacht.

Nachdem alle maroden und steifen Schläuche abmontiert waren und ich dem Motor eine ordentliche Reinigung verpasst hatte,  habe ich mir den Auspuffkrümmer einmal genauer angesehen.

Denn dort wird das Motorkühlwasser mit den heißen Abgasen gemischt, um dann zusammen aus dem Auspuff zu spritzen. Rostspuren auf der Unterseite ließen vermuten, dass die Verbindung von Krümmer zu Motor nicht ganz dicht ist. – Bei einer älteren Reparatur hat sich das Verbindungsstück wohl ein wenig verzogen und konnte so nicht mehr dicht abschließen. Mit der Feile musste ich dafür sorgen, dass ich an den hochstehenden Stellen genau soviel abnehme, dass die Fläche wieder absolut plan ist.

Hier wurde wohl einmal ein Loch zugeschweißt. durch die Hitze hat sich das Material verformt.

Beim Einbau der Dieseltanks und der neuen Schläuche habe ich es dann auch noch geschafft meine Dieselpumpe kaputt zu machen! Glücklicherweise ließ sich das Problem mit einer neuen „spezialschraube“ wieder lösen.

Diese Schrauben sind innen hohl. durch die kleinen Bohrungen an der Seite kann Kraftstoff vom Schlauch zur Pumpe fließen. Links im Bild ist die neue, längere Schraube, rechts die alte.
Das Pumpengehäuse ist aus Aluminium und sehr weich. Ich habe die Schraube wahrscheinlich zu fest angezogen und so den vorderen Teil des Gewindes herausgerissen – die längere Schraube hält jetzt im hinteren Teil des Gewindes wieder einwandfrei.

Zu guter Letzt und wieder zusammengebaut konnte ich den Motor mit Christians Hilfe probe laufen lassen! GEIL! Der Motor spring schon beim zweiten Startversuch an und lief dann, wie wenn er nie gestanden hätte! Ein Punkt weniger auf der Liste!

„Das Örtchen“ hat auch ein ordentliches Refit bekommen! Der neue Thron wurde für ein optimales Kloerlebnis noch 4cm höher gelegt und mit neuen geruchsdichten Fäkalienschläuchen versehen! – was für ein Traum.

Leider ließen sich die Schläuche nicht verstecken und sich die hohen Schlauchbögen nicht vermeiden. Da mein Klo unterhalb der Wasseroberfläche liegt bestünde sonst die Gefahr, dass Wasser über den Zu- oder Ablauf in das Boot eindringt. Es kommt leider immer wieder vor, dass Yachten aus genau diesem Grund untergehen. Daher denke ich, dass dieser etwas gewöhnungsbedürftige Anblick zu verkraften ist. Zumal man die Schläuche, sobald man sicher platzgenommen hat, eh nicht mehr sieht.

 

Mein Abwasser lässt sich theoretisch auch in einen Tank umleiten, um die Ankerbucht nicht zu versauen. Um ehrlich zu sein geht es aber eher darum verschiedene Vorschriften einiger länder einzuhalten. Der Tank in der Größe ist doch etwas klein für die Geschäfte einer dreiköpfigen Crew. 

..Nachwort:

Eigentlich wollte ich gar keinen Artikel mehr schreiben bevor das Boot im Wasser ist.

Es ist so sau viel zu tun und ich muss ständig balancieren. Den einen Tag versetzt mich der Rigger bei einem ausgemachten Termin. Dann steht er plötzlich da, wobei ich gerade angefangen habe an den Bilgenpumpen zu arbeiten. Am nächsten Tag fehlen mir zwei Kleinigkeiten, die erst bestellt werden müssen und mich daran hindern das Projekt fertig zu machen. Lieferungen müssen koordiniert werden. Oft finden die Fahrer die Adresse nicht. Um zu verhindern, dass die Pakete wieder nach Deutschland fahren muss ich dann auf Fahrersuche gehen. Impfungen mussten gemacht werden, Ersatzteile hier und Zubehör da geholt werden, und und und…

Der Kopf rotiert ein bisschen.

Auf der anderen Seite gibt es aber so viele Sachen, die ich gerne mitteilen würde, dann aber schon wieder vergessen habe bevor ich dazu gekommen bin sie mir aufzuschreiben. Christian hat mich letztendlich dazu motiviert doch einen neuen Eintrag zu schreiben.

Und: Alles findet seine Zeit! Heute habe ich vormittags eine kardanische Aufhängung für den Spirituskocher gebaut und nutzte den Rest des ultimativen Regentages dazu den Blog zu schreiben.

 

Liebe Grüße aus Portugal und bis bald,

Paul

Gemeinsamer Ausflug mit den Finkbeiners, Landsberger und Crew der IVALU und ARACANGA zum Cabo de São Vicente