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Feuertaufe

von | Jan 7, 2021 | Kanaren

Die erste Etappe der Weltumsegelung ging von Portugal zu den Kanarischen Inseln. Rund 550 Seemeilen (1010km) trennten uns von unserem Ziel, dem Hafen von Arrecife auf Lanzarote. Der Wind war mit 4 – 5 Windstärken aus nördlicher Richtung vorhergesagt. Nicht die angenehmsten Bedingungen, aber durchaus machbar.

Schon einmal vorweg:  Die Überfahrt hat sich für uns und das Schiff recht bald zu einem richtigen Härtetest entwickelt.

Den ersten geplanten Abfahrtstermin mussten wir aufgrund von Batterieproblemen um einen Tag verschieben. Beim letzten Probeschlag zusammen mit meinen Eltern, Gabriela und meiner Schwester stellte sich heraus, dass unsere Batterien keinen Wert mehr hatten. Glücklicherweise gelang es uns schon am nächsten Tag neue geeignete Batterien zu finden.

Abreisetag bedeutete gleichzeitig auch Tag der Verabschiedung. Meine Eltern und eine meiner beiden Schwestern haben es sogar geschafft, dafür noch einmal nach Portugal zu kommen. 

Zusammen mit meiner neuen „Ziehfamilie“ Christian, Gabriela und Valerie begleiteten sie uns noch ein paar Minuten mit dem Motorboot aufs Meer hinaus.

Die anfängliche Flaute legte sich recht schnell. Schon drei Stunden später stand der Wind mit 30 Knoten gegen an. Wir konnten „am Wind“ direkt Kurs auf Lanzarote nehmen. Auch die Wellen wuchsen zunehmend. In der Nacht, es war Vollmond, erreichten sie locker die fünf Meter Marke. Wir hatten eine Suppe vorgekocht, die wir jetzt kalt aus Tassen genossen. Aus Tassen, um nichts zu verschütten. Und kalt, weil uns beim Versuch unter Deck die Suppe aufzuwärmen sofort schlecht geworden wäre.

Allen Bemühungen zum Trotz erwischte uns dann doch die Seekrankheit. Mit anständigem Essen im Vorhinein, viel Ingwer in der Suppe und Seekrankheitskaugummis am Anfang des Trips versuchten wir das immer mieser werdende Gefühl im Bauch zu verdrängen. Leider ohne Erfolg. Leon und Ich hingen zwei Tage lang immer wieder über der Reling und offenbarten Poseidon unseren Mageninhalt.

Wir schliefen abwechselnd in den Seekojen im Saloon. Sie sind die mittigsten und niedrigsten Schlafplätze im Schiff.

Außerdem sind sie nur geringfügig größer als ein Körper und können zur Seite hin mit Brettern verschlossen werden. So wird man beim Schlafen nicht so stark herum-, oder gar komplett aus dem Bett geworfen.

Dennoch fiel es uns schwer guten Schlaf zu finden. Das Aufschlagen in den Wellen und die Bewegungen des Bootes erzeugten ein nahezu tosendes Durcheinander aus heulen, knarzen, und stampfen. Durch die nicht 100 prozentig dichten Belüftungen schwappte bei besonders großen Wellen Wasser in das Bootsinnere und landete mitten auf dem Saloontisch.

Am dritten Tag wurde es dann langsam besser! Die Wellen wurden kleiner, der Wind weniger. Wir konnten etwas mehr schlafen und Moritz’s Nudeln mit Tomatensoße am Abend holten uns wieder zurück zu den Lebenden.

Dann gab es noch ein Schmankerl: Als wir in der dritten Nacht unsere leeren Batterien mithilfe des Motors laden wollten roch es bereits nach kurzer Zeit leicht verschmort. Da niemand in der Pantry versuchte zu kochen war schnell klar, dass im Motorenraum etwas nicht stimmt. Es stellte sich heraus, dass unser Generator stark überhitzte und qualmte. Zum Glück hatten wir das rechtzeitig gemerkt!

Den Motor konnten wir wieder benutzen, nachdem wir den Generator abgeschraubt hatten. Jedoch konnten wir jetzt unsere Batterien nicht mehr vernünftig laden. Da es bewölkt war, produzierten unsere Solarzellen auch nicht wahnsinnig viel Strom. Um keinen kompletten Blackout zu riskieren, fuhren wir Tagsüber komplett ohne Strom. Nachts hatten wir lediglich ein Positionslicht, unser Funkgerät und AIS eingeschaltet. Alle halbe Stunde überprüften wir auf dem Kartenplotter, ob sich uns andere AIS – Schiffe näherten. So kamen wir ganz gut durch die restlichen Nächte.

Am sechsten Januar erreichten wir dann um fünf Uhr morgens die Marina von Lanzarote bei Arrecife. Ein freundlicher Marinamitarbeiter nahm uns in Empfang und wies uns unseren Liegeplatz zu. Er schätzte lediglich unsere Größe etwas falsch ein und platzierte uns am Superyachtsteg. Die WASA machte sich aber ganz gut dort zwischen all den riesen Yachten 😉

In den nächsten Tagen werden wir noch ein paar Bootsupdates machen. Wir müssen einen neuen Generator besorgen, die Luke der Bugkabine nachdichten und noch ein paar Kleinigkeiten optimieren.

Ich denke wir werden insgesamt noch rund zwei Wochen auf den Kanaren bleiben, die Inseln erkunden und uns auf die Atlantiküberquerung vorbereiten.