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Vom Hai angegriffen!

von | Jul 17, 2022 | Französisch Polynesien, Pazifik, Umbau

Wir erreichten Fakarava im Süden des Atolls. Die Überfahrt war kein Problem und auch die Einfahrt zwischen den Riffbänken stellte uns vor keine zu große Herausforderung mehr: Das Timing war perfekt und so lagen wir nur für ein paar Minuten beigedreht vor der Einfahrt um den Pass zu beobachten. Dann holten wir die Segel über und segelten durch ruhiges, glattes Wasser in das Innere des Atolls.

Der Ankerplatz war nur 10 Minuten von der Durchfahrt entfernt. Wir suchten ein Fleckchen Sand und schmissen den Anker schließlich in 13 Metern Tiefe zwischen den vielen kleinen Korallenköpfen.

Mit einer guten Portion Rückwärtsgas fuhren wir den Anker ein und stellten sicher, dass er bombenfest sitzt und sich nicht in irgendwelchen Korallen verfangen hatte. Anschließend holten wir einen Teil der Kette vorsichtig zurück an Bord und hängten nach 15 und 25 Meter jeweils zwei Fender in die Kette ein. Ohne Last schwebte die Kette über den Korallen; auf Zug wurden die Fender einfach unter Wasser gezogen und die Kette arbeitete wie gewohnt.

Mit dieser Einfachen Methode lässt sich nicht nur das eigene Material, sondern auch die Unterwasserwelt bestens schützen: Durch das Aufhängen der Kette verhindern wir, dass wir beim Schwojen (hin- und her driften des Bootes) unnötig über Korallenköpfe kratzen und minimieren zudem auch noch die Gefahr, dass sich die Kette um einen großen Block legt und verklemmt.

An Land fanden wir mehrere Tauchschulen und Schlussendlich eine Ferienhausanlage mit Bar. Beim Bier lernten wir Sophie und Rob kennen. Sie sind passionierte Taucher und waren seit drei Tagen ununterbrochen im Wasser. Wir quatschten bis zum Sonnenuntergang und verabredeten uns zum gemeinsamen Tauchgang am nächsten Tag.

Mit dem Motorboot fuhren wir auf die Außenseite des Atolls um anschließend, mit einlaufender Strömung durch den Pass tauchen zu können. Wir pressten uns in unsere Neoprenanzöge und halfen uns gegenseitig die Tauchflaschen auf den Rücken zu schnallen. Nach einem kurzen „Buddycheck“ ging es runter auf 20 Meter Tiefe.

Wir sammelten uns auf einer kleinen Sandbank und begannen dann, über kleine Korallen, vorbei an bunten Fischen in den Pass zu schweben. Ich konnte mich einfach treiben lassen, dabei die Augen schließen und „Flieger“ spielen – ganz ruhig. Die Strömung allein übernahm den Vortrieb und über meine Atmung regulierte ich die Flughöhe.

Nach einer Weile bogen wir leicht rechts ab, glitten über einen kleinen Hügel und versteckten uns hinter ein paar Steinen. Der Tauchspot machte seinem Namen alle Ehre! „The wall of sharks“. Hunderte Haie schwammen um uns herum. Die meisten waren Blacktip Haie mit schwarz gefärbten Rückenflossen, aber auch ein paar Whitetips und Grey Sharks (graue Haie ohne jegliche Flossenfärbung) waren unter ihnen. Sie waren überall: Vor uns über uns und unter uns! Umso ruhiger wir verharrten, umso näher kamen sie an uns heran.

Während einer Studie wurden über 700 Haie auf einmal in dem Pass gezählt!

Zwischen den Haien tummelten sich riesige Napoleonfische mit umwerfenden Mustern, Grouper, Parrotfische, Barsche, Aale und Moränen.

G und ich waren so begeistert, dass wir denselben Tauchgang noch einmal mit unser eigenen Tauchausrüstung machen wollten. Doch diesmal war der Pass leer! Die Tauchlehrer vermuteten einen viel Größeren, einen Hammer- oder Tigerhai im Pass. Die kleineren Riffhaie hatten sich jedenfalls in das innere der Lagoon verzogen und drehten nervöse Runden.

Mit dieser Reise erfülle ich mir meinen Traum. Wenn auch du mich dabei unterstützen möchtest freue ich mich sehr über eine symbolische Einladung zu einer Brotzeit!

Vielen Dank!

Diese Nervosität bekam ich eines Tages beim Sperfischen zu spüren: Wie immer fuhr ich mit dem Beiboot nahe an das Riff heran und ankerte dort in geringer Tiefe. Nachdem ich ins Wasser gesprungen war, dauerte es eine ganze Weile, bis ich einen geeigneten Fisch fand. Ich erwischte ihn und machte mich sofort auf den Rückweg um den Fisch so schnell wie möglich aus dem Wasser zu bekommen.

Etwa auf halber Strecke sah ich mich um und konnte gerade noch die Beine anziehen: Ein kleiner Hai versuchte in meine Flossen zu beißen! – Er hatte wohl Witterung aufgenommen und im ganzen Eifer meine Plastikflossen für eine angenehme Zwischenmahlzeit gehalten! Etwas Panisch versuchte ich meinen Fisch wieder vom Speer freizubekommen und überließ dem Hai meine Beute.

Da zurück am Beiboot war kein einziger Hai weit und breit zu sehen war versuchte ich mein Glück erneut. Doch diesmal hatte ich es noch nicht einmal geschafft wieder aufzutauchen, als ein Hai heranschoss und mir den Fisch direkt vom Speer riss!

„Das wars!“; „Genug für heute!“. Ich hatte wenig Lust mein Glück weiter auf die Probe zu stellen und machte mich zurück zur WASA.

Für uns ging es weiter in Richtung Norden. Auf dem Weg nach Rotoava, dem größten Ort auf Fakarava legten wir zwei Zwischenstopps ein: Den ersten in der südöstlichen Ecke des Atols bei Hirifa und den zweiten auf halber Strecke irgendwo im Nirgendwo.

In Hirifa nahmen Emma und G ihre erste Kitestunde. Ein junger Franzose hat sich dort vor sieben Jahren mit einem noch kleineren Boot als meinem niedergelassen und angefangen Kite Unterricht zu geben. Mittlerweile betreibt er eine Art Kite – Camp auf zwei Katermaranen, gibt halbjährlich Unterricht und verbringt die andere Hälfte mit seiner Familie durch Französisch Polynesien segelnd.

Während des Unterrichts begleitete ich die Truppe im Motorboot. Für ihre erste Stunde machten Emma und G einen richtig guten Eindruck! – Nach einer kurzen Einführung und einigen Übungen ohne Brett, schafften es schließlich Beide ein paar Meter zu surfen!

Für unseren zweiten Stopp suchten wir uns einen kleinen Sandstrand mit Palmen. Wir blieben zwei Tage, erkundeten die Umgebung, ernteten Kokosnüsse und fingen Fisch. Am Abend entzündeten wir ein wir ein kleines Feuer und zauberten ein Festmahl direkt über dem Feuer: Reis und Fisch gekocht in selbst gemachter Kokosnussmilch. Dazu tranken wir frische Kokosnussdrinks und als Nachspeise gab es geschredderte Kokosnuss mit Honig. Es war zum Niederknien!

Der restliche Weg zum Dorf war einfach. Der Wind gut und die Karte genau. Wir schafften es gerade rechtzeitig um nach dem Einkaufen  eine Tanzvorführung der Grundschule mit anschauen zu können. G und ich spielen Bool mit den Einheimischen, wir verschickten Postkarten und erledigten kleine Arbeiten auf dem Boot.

Rotoava bedeutete das kommende Ende unserer Zeit in den Tuamotus. Wir hatten nur noch einen Stopp vor uns bevor wir uns auf den weg nach Tahiti machen mussten:

Den falschen Pass in Toau. Wie der Name schon vermuten lässt, wäre diese Bucht wohl beinahe eine Riffeinfahrt geworden. Ein knietiefes Riff versperrt jedoch die Durchfahrt und geblieben ist eine wahnsinnig schöne Bucht mit unglaublich vielen Fischen, klarem Wasser und netten Menschen.

Valentine und Gaston führen ein kleines Restaurant an Land. Sie sind sehr herzlich und Segler freundlich. Wir saßen ein paar Mal Abends zusammen, lachten, tranken Bier und lernten Stirnbänder aus Palmenblättern zu flechten.

Am 03.07. legten wir ab und nahmen Kurs auf Papeete, der Endstation unserer gemeinsamen Reise.

Wir parkten WASA in einer Marina direkt im Zentrum der Stadt. Es war die erste Marina seit Panama! Geteilt durch drei preislich in Ordnung und nach so einer langen Zeit vor Anker oder auf See eine unglaubliche Wohltat! Wir konnten unabhängig voneinander und ohne Beiboot an Land, hatten echte Duschen und es war nur ein Katzensprung in die nächste Bar, in den nächsten Supermarkt oder Segelladen.

Emma war jetzt etwas mehr als fünf Monate an Board! Wir haben gestritten und gefeiert, hatten Regen wie Sonne, aber vor allem eine saucoole Zeit! Zusammen sind wir 5900 (fünftausendneunhundert!!) Seemeilen gesegelt und haben die längste meiner Passagen (Panama – Nuku Hiva) in 34 Tagen zurückgelegt.

„Gute Arbeit Team!“

Seit Anfang der Woche sind Maelle und Keren an Bord. Wir haben uns in Fakarava während einer Musikshow kennengelernt. Maelle kommt aus Belgien, hat in Papeete studiert und möchte auf dem Weg nach Fiji segeln lernen. Keren kommt aus Israel, kennt Maelle eine Woche länger als ich und ist zurzeit mit dem Rucksack auf Reisen. Beide tauchen und wandern, sind verrückt nach Walen und super gut drauf.