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Maripasoula

von | Mrz 25, 2021 | Südamerika

Schon seit Cayenne wollen wir einen Einblick in den Dschungel, seine Tiere und in die Lebensweise der Menschen die dort leben gewinnen. Daher hatten wir uns fest in den Kopf gesetzt eine Flusstour zu machen. Hier werden zwar extra Flusstouren angeboten, die genau das was wir suchen in ihrem Programm haben. Allerdings konnten wir aus verschiedenen Gründen bei keinem der Veranstalter eine mehrtägige Tour buchen und entschieden uns daher, es auf eigene Faust zu versuchen.

Wir hatten ehrlich gesagt so ziemlich überhaupt keine Ahnung, was uns erwartet. Wir erfuhren, dass Maripasoula der letzte Ort flussaufwärts ist, der regelmäßig von Pirogen angesteuert wird.  Außerdem hörten wir, dass es entlang des Flusses immer wieder „Carbets“, kleine Unterstände, in denen man seine Hängematte in der Nacht aufspannen kann, geben soll. 

Wir packten also Klamotten, Regenzeug, Hängematten, Moskitonetze, eine große Plane und machten uns um halb sechs Uhr morgens auf den Weg zum Pirogenanleger. Dort hatten wir uns bereits am Vortag nach einer Mitfahrgelegenheit umgehört. Ein Junger Fahrer versprach uns eine am nächsten Tag abgehende Piroge zu kennen und uns an den richtigen Platz zu bringen.

Wir mussten zunächst auf die andere Seite des Flusses, nach Suriname, übersetzen. Drüben angekommen waren wir sofort von Leuten umringt. Jeder wollte uns eine Pirogenfahrt verkaufen. Nach Apatu, dem nächsten Dorf, oder wieder rüber auf die französische Seite. Unser Fahrer schob uns weiter an den Booten vorbei und über einen kleinen Steg in eine Art extra Ablegebereich. Ich bemerkte, wie unser Fahrer einem mit einer Pumpgun bewaffneten Wächter (?) im Vorbeigehen Geld zusteckte. Es war doch ein anderes Pflaster als wir es bisher gewohnt waren und ein leichtes Unbehagen machte sich breit, als wir über den Preis der Fahrt diskutierten. Wir konnten unseren neuen Pirogié von Siebzig auf Sechzig Euro herunterhandeln. Gar nicht mal so übel, dachten wir uns. Später erfuhren wir wohl, dass der normale Preis bei fünfzig Euro liegt und wir also doch den Touriaufschlag gezahlt hatten.

Wir brachten unsere Sachen auf das schmale Boot und hatten dann, bis die restlichen Plätze belegt waren und die Fracht gut verteilt auf dem Boot verstaut war, noch eine Stunde Zeit uns etwas umzusehen und Verpflegung für die Fahrt zu kaufen. Dann ging es los.

Die ersten Stunden waren relativ unspektakulär. Der Fluss war breit und die Strömung nicht sonderlich stark. So beschleunigte der 200PS starke Außenborder die 15 Meter lange, voll beladene Aluminiumpiroge auf 23 Knoten und wir schossen den Fluss hinauf. Wir hatten ein gutes Boot erwischt. Wir überholten eine Piroge nach der anderen.

Nach ein paar Stunden kamen die ersten Stromschnellen und die Fahrt wurde anspruchsvoller. Wir waren Begeistert von unserem Kapitän! Er muss jeden einzigen Millimeter der 250km langen Strecke kennen. Die Stellen, an denen er durch die Stromschnellen stechen wollte, musste er genau erwischen, wenn er nicht seinen Motor ruinieren wollte.

Nach ein paar Stunden kamen die ersten Stromschnellen und die Fahrt wurde anspruchsvoller. Wir waren Begeistert von unserem Kapitän! Er muss jeden einzigen Millimeter der 250km langen Strecke kennen. Die Stellen, an denen er durch die Stromschnellen stechen wollte, musste er genau erwischen, wenn er nicht seinen Motor ruinieren wollte.

Von Zeit zu Zeit kam am Ufer ein kleines Dorf in Sicht. Manchmal hielten wir dort um eine Kühltruhe, Autoreifen, einen Fernseher, Essen oder sonstige Sachen abzuladen. All die Dinge, die sich nicht selbst herstellen lassen und nur über diesen Flussweg in den Dschungel gebracht werden können. Auch ein paar unserer Mitreisenden stiegen an diesen Dörfern aus. Die Piroge ist hier die einzige Verbindung zur Stadt, sowie LKW und Taxi zugleich. Neun Stunden später waren wir dann endlich da. Als wir beide Füße an Land hatten mussten wir uns erstmal neu sortieren. Wir waren müde, hatten immer noch das Dröhnen des Motors in den Ohren und waren mindestens drei Nuancen brauner als noch am Morgen.

Wir waren mitten im Dschungel. Maripasoula ist wirklich nur via Piroge oder Flugzeug zu erreichen und ich hatte nicht erwartet, dass der Ort so groß ist. Mit 12.000 Einwohnern ist es schon eher eine Stadt. Mit Apotheke, Post, Supermärkten, Autos,  Schulen, Kindergarten, usw. Unsere Hängematten konnten wir hier allerdings nicht so einfach irgendwo aufspannen. Desshalb galt es, einen Schlafplatz für die erste Nacht zu finden. Wir steuerten zwei/ drei Adressen an, ohne wirklich Erfolg zu haben.

Da es schon ziemlich spät war, fragte ich an der letzten Stelle die Nachbarn, ob sie nicht eine Idee hätten wo wir unterkommen könnten. Wir hatten Glück! Susanne gab uns nicht nur einen Tipp, sondern lud uns ein, bei ihnen auf der Terasse schlafen zu können.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf die Suche nach Abenteuern, die wir von hier aus starten konnten. Wir wollten unbedingt im Wald übernachten und fanden, dass der hiesige Kajakclub solch eine Tour anbietet. Kurzum, am Nachmittag wurden wir mit Kajaks ausgestattet und mit einer Piroge weiter den Fluss hinauf gefahren. Nach ungefähr 20 Minuten erkannten wir am Ufer das Carbet. Es waren zwei, an den Seiten offene Holzhütten. Eine zum Schlafen, und eine mit Feuerstelle zum Essen. Hier blieben wir über Nacht. Nicht mal einen halbstündigen Fußmarsch entfernt lagen im Wald „les Cascades“ – kleine Wasserfälle, die zum Baden und einer kleinen Grundreinigung unserer selbst einluden. Abends machten wir Feuer, genossen die Waldgeräusche um uns herum und stillten unseren Hunger mit mitgebrachtem Obst, Kokusnuss und den Resten vom Mittagessen.

Erst nach Mittag machten wir uns wieder daran unser Zeug zusammenzusuchen und Wasserfest auf den Kajaks zu verzurren. Dann paddelten wir los. Es dauerte zwar nur eine Stunde, bis das Ziel in Sicht kam, dennoch fiel es unseren untrainierten Armen gar nicht so leicht durchzuhalten. Desshalb mussten wir sicherheitshalber, kurz vor dem Ziel noch eine kleine Bierpause auf der anderen Seite des Flusses einlegen. Sie gehört schon zu Suriname. Hier, gleich gegenüber von Maripasoula haben sich lauter Chinesen angesiedelt, die Supermärkte und Bars betreiben.

Oh ja, nach der Stärkung ging es besser. Wir paddelten noch einmal volle vier Minuten, bis wir am Kajakclub anlandeten.

Leon hatte einen Kontakt bei Couchsurf gefunden und so konnten wir die nächsten drei Tage bei einer WG unterkommen. Sie bestand aus Jungen Lehrer:innen aus Frankreich, die hier an den Schulen und Vorschulen unterrichten. Durch sie lernten wir sehr viel über den Ort und die Lebensweise der Menschen hier. Auch über die Probleme die mit der Abgeschiedenheit, mehreren verschiedenen Sprachen und Armut einhergehen. Über die Notwendigkeit aber auch die Schwierigkeiten allen Kindern eine Bildung zu bieten.

Wir wurden super lieb aufgenommen und gleich am ersten Abend mit auf einen Geburtstagsfeier eingeladen. Wir tranken Bier und tanzten noch bis spät in die Nacht hinein. Etwas, das es bei uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gab! Hier hinten im Wald spielte Corona keine allzu große Rolle. Natürlich kannte jeder Corona, aber es gab keine Fälle, weshalb das Thema recht entspannt gehandhabt wurde.

Den neu dazugewonnen Tag nutzten wir erneut zum ratschen und relaxen. Leon und ich machten uns auf, einen kleinen Wanderweg zu laufen, mussten aber bald wieder umdrehen, da der Pfad komplett unter Wasser stand und ein Weiterkommen unmöglich war. Auf dem Rückweg zu Lea trafen wir ein paar Franzosen von der Party und vereinbarten gleich noch zum Basketballspielen vorbeizukommen.

Seit Montag sind wir wieder zurück in Saint Laurent und bereiten uns und das Boot auf die nächste Segeletappe vor. Vor uns liegen rund 650 Seemeilen bis zur Karibikinsel Grenada. Sobald wir aus dem Fluss draußen sind, segeln wir einen direkten Kurs in Richtung Karibik. Vorbei an Suriname, Guyana, Venezuela, Trinidad und Tobago. Von der Küste der letzteren werden wir uns fern halten. Venezuelas Küste gilt für Segler als gefährlich und auch aus der Passage zwischen Trinidad und Tobago nach Grenada wurde in der letzten Zeit häufiger von Überfällen berichtet. Wir werden also ein schönes Stück weiter draußen auf dem Meer bleiben und vielleicht auch unseren AIS Sender deaktivieren um uns nicht direkt auf dem Servierteller zu präsentieren.

Die Einreise nach Grenada haben wir auch schon vorbereitet. Wir mussten uns im Vorhinein über eine Website (Sailclear.com) bei den Behörden anmelden und ihnen neben Schiffs – und Personendaten unseren Ankunftsort sowie den Ankunftstag mitteilen. Wir werden voraussichtlich am Mittwoch (31.03.) im Süden der Insel bei Port Luis ankommen. Dort klarieren wir ein und machen unseren Coronatest.
Morgen früh geht es los!
So, genug geschrieben. Ich glaube das ist bisher mein längster Eintrag. Trotzdem habe ich noch lange nicht alle Eindrücke wiedergeben können. Es waren schöne, aufregende, spannende, intensive und interessante Tage, weg vom Boot in neuer, absolut unbekannter Umgebung. Alle Leute die wir getroffen haben waren super lieb und offen und gerne wären noch länger geblieben. Französisch Guyana hat uns immer wieder in Staunen versetzt und Maripasoula war der krönende Abschluss.

Ergänzung: Wir haben leider etwas ungenau gelesen. Grenada fordert zwei Coronatests. Einen bei Ankunft und einen max. 72 Stunden vor Reisebeginn. Den letzteren haben wir noch nicht gemacht und müssen daher doch noch ein oder zwei Tage länger bleiben. Zum Glück gerade noch gemerkt.

Danke, dass du dir Zeit genommen hast den Artikel zu Lesen. Ich hoffe es hat dir gefallen!

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