Blog

Start » Blog » Neukaledonien – Ankunft und neue Probleme mit dem Boot

Neukaledonien – Ankunft und neue Probleme mit dem Boot

von | Jun 6, 2023 | Neu Kaledonien, Pazifik

Im Nachhinein betrachtet war die Überfahrt von Sydney hierher nach Neukaledonien die anstrengendste und herausforderndste seit Beginn meiner Weltumsegelung. Heftiger Wind gegen an, starker Seegang und wenig Schlaf setzten uns und dem Boot ganz schön zu.

Gleich nach der Ankunft im Hafen ging es weiter mit der Einklarierung: in Neukaledonien, ein französisches Überseegebiet dankenswerterweise ein recht simpler und lockerer Prozess. Nur ein Inspector der Biosecurity kam vorbei und kontrollierte das Boot auf verbotene Lebensmittel wie frisches Obst, Gemüse, Fleischwaren oder Samen. Der Rest war mit ein wenig Papierkram und einem Besuch im Immigrationsbüro schnell erledigt.

Bei unserer Ankunft lagen am Dock bereits einige mir bekannte Yachten aus der GLYWO, eine Segelrally um die Welt. Unsere Routen hatten sich bereits in Französisch-Polynesien, Samoa und Fiji gekreuzt und es war schön von ein paar vertrauten Gesichtern im fremden Land begrüßt zu werden.

Nach einem ersten großen Putzen luden uns abends Jeanne und Lionel von SY NOP NOP zum gemeinsamen Essen ein. Ich hatte damals vor Fiji ihren Autopiloten repariert und es war schön sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Abenteuer und Erlebnisse zu bringen und sich auszutauschen.

Das Essen war richtig lecker! Da bei mir an Bord abgesehen von Fisch fast ausschließlich vegetarisch gekocht wird entschied ich mich für das Lammgericht. Mit gut gefülltem Magen und vom Rotwein entspanntem Gemüt fiel mir zum ersten Mal die Anspannung und Erschöpfung der letzten Tage auf:

Ich hatte während der gesamten elftägigen Etappe nie länger als drei Stunden am Stück geschlafen! In den letzten 48 Stunden schafften es Haydn und ich auf vielleicht acht Stunden Ruhe am Stück.

Das Dessert, ein Tiramisu und Espresso (+ den restlichen Cheesecake von Lionel) knipste mir endgültig die Lichter aus. Ich musste aufpassen, nicht einzuschlafen und mit meinem Kopf auf die Tischplatte zu knallen.

Die folgenden zwei Tage waren gefüllt mit weiteren Aufräumarbeiten: Wir hatten Berge an salziger und muffiger Wäsche, das Deck war salzverkrustet und in der Bilge waberte ein ekliger Dieselgestank. Wir hatten ein Leck in der Tankentlüftung und durch die stetig starke Schräglage war Diesel ausgetreten und in der Bilge zusammengelaufen. Mit der eingestiegenen Welle vermischte sich alles zu einer wabernden Suppe und hinterließ einen schmierigen Film auf allem, was wir dort unten verstaut hatten. Einen Monatsvorrat an Konservendosen, die Ankerkette, sowie die Bilgepumpen und deren Schläuche.

Wir hatten bereits Probleme in der Elektrik. Kurzschlüsse in der Schalttafel – ebenfalls ausgelöst durch die eigestiegene Welle. Ich tauschte die betroffenen Schalter und reinigte alle Kabel und Anschlüsse so gut es ging mit Alkohol und einem Spezialreiniger für Elektronikbauteile.

Der Außenborder brauchte eine neue Opferanode. Wegen einer festgefressenen Schraube und einer im Getriebe festgerosteten Antriebswelle explodierte der Job allerdings in windeseile zu einer zweitägigen Schrauber- Aktion. Bis hinter die Ölwanne musste ich den Außenborder Zerlegen, um die zusammengerostete Trennstelle lösen zu können. – Eine kurzfristige Lösung. Schuld an dem ganzen Schlamassel waren abgenutzte Simmerringe. Bei Herrn Fritsch in Utting bestellte ich ein neues Sortiment, inklusiver neuer Dichtungen für Ölwanne und Motorkopf. – Annika, meine neue Mitseglerin sollte sie mir mitbringen, wenn sie in zwei Wochen nach Neu Kaledonien kommt.

Bei unseren Arbeiten bekamen wir Hilfe und Tipps von allen möglichen Leuten. Zum Beispiel bot Tyson – ein junger Australier, der als Deckhand auf einer Superyacht arbeitet an, unsere Wäsche „in seinen zwei Industriewaschmaschinen“ zu waschen und zu trocknen.
Bei der Demontage des Motors halfen andere Segler mit hilfreichen Ratschlägen und hier und da auch mit helfenden Händen.

Nach drei Tagen am Dock waren wir wieder Seetauglich. Bevor Maya und Haydn ihre Heimreise nach Sydney antraten, wollten wir noch zusammen die umliegenden Buchten und die wohl bekannteste Insel Neukaledoniens, die „Île des Pines“ besuchen.

Eingekauft; Wasser aufgefüllt: „Leinen los!“

Neukaledonien ist von einem riesigem Barrierreef umschlossen und hat die größte geschützte Lagoon weltweit. Trotz kräftiger Winde ist der Seegang hier selten höher als am Ammersee und das Gebiet ist zur Abwechslung einmal wieder gut kartografiert.

Zuerst segelten wir zu einer kleineren Insel, etwa auf der Hälfte des Weges, welche wir wegen der großen Anzahl an sehr schönen, aber auch giftigen Wasserschlangen „Snake Island“ – Schlangeninsel tauften.

Wieder wurden wir von meiner mich anscheinend verfolgenden Pechsträhne eingeholt: Beim Bergen des Großsegels riss das Achterliek auf einer Länge von rund 40 cm! Entnervt und leicht gestresst beschloss ich das Problem auf den nächsten Tag zu verschieben und stattdessen an meinem Vortrag, den ich für meinen Segelclub den SSCA vorberietet hatte weiterzuarbeiten.

Der neue Patch ist geklebt und genäht.

Aber auch da! – Beim Starten des Laptops zeigte der Bildschirm: „No Bootable device“. Nach etwas Recherche im Internet über mein Handy fand ich heraus, dass der Laptop die SSD; den Gerätespeicher nicht finden konnte. Ich öffnete also das angeblich „wasserdichte“ Gehäuse meines Laptops und stellte fest, dass ein Mikrobauteil auf der Speicherplatte mit einem Salzkristall geziert wurde und augenscheinlich einen Kurzschluss hatte. – Tagelange Arbeit in der Vorbereitung einer Powerpoint- Präsentation am nächsten Tag waren also für die Katz! Den Vortrag musste ich über die Selfiekamera meines Smartphones halten und ich hoffte einfach nur darauf, einen Spezialisten zu finden, der zumindest meine Daten retten kann.

Mit etwas Improvisation und der Mithilfe meines Papas zuhause, ist es uns dann aber glücklicherweise doch noch gelungen, den Vortrag einigermaßen anschaulich zu gestalten und vor allem, ihn überhaupt zu halten! Ich bestellte eine neue SSD und setzte sie auf die immerzu wachsende Liste von Ersatzteilen, die mir Anni mitbringen sollte.

Mit dieser Reise erfülle ich mir meinen Traum. Wenn auch du mich dabei unterstützen möchtest freue ich mich sehr über eine symbolische Einladung zu einer Brotzeit!

Vielen Dank!

 am Endlich angekommen auf der „Îles des Pines“ hatten wir dann tatsächlich drei sehr schöne Tage. Die einzige zum Ankern freigegebene Bucht strahlte in türkisfarbenem Wasser, in einer kurzen zweistündigen Wanderung bestiegen wir den N’ga Peak – den größten Berg der Insel und erwarteten auf den Sonnenaufgang. Maya und Haydn schnorchelten mit Schildkröten während ich am Strand auf der faulen Haut lag und am letzten Tag hitch- hikten wir quer über die Insel und genossen  Eis und Kaffee am Strand.

Der Rückweg nach Noumea verlief ohne weitere Überraschungen. Wir legten wieder in der Marina „Port du Sud“ an und für Maya und Haydn hieß es leider ihre Taschen zu packen und Abschied nehmen.

Quasi im fliegenden Wechsel landete Annika in Noumea.

Good work team!  – Thank you!!