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Planänderung

von | Mai 16, 2021 | Atlantik, Grenada, Karibik

Die letzte Woche nach meinem Werftaufenthalt ist mal wieder unglaublich schnell verflogen. Ich bin immer unterwegs, arbeite am Boot und treffe Freunde. Langeweile kam bisher noch nicht auf.

Nachdem WASA wieder im Nassen war, standen immer noch ein paar Dinge auf meiner To – Do Liste. Das Boot musste aufklariert, das Deck und das Schiffsinnere vom Arbeitsdreck befreit werden. Über drei Tage hinweg war ich beschäftigt Werkzeug zu sortieren, zu kehren, zu saugen und zu wischen. Nicht nur einmal habe ich mich darüber gewundert, wieviel Zeit  notwendig ist, das Boot sauber zu halten. Und das bei gerade einmal nur neun Metern Bootslänge.

Wobei auch wieder gesagt werden muss, dass ich nicht nur den ganzen Tag am putzen bin. Während dem Aufräumen, immer wenn sich gerade ein geeigneter Platz zum Arbeiten ergeben hat , kümmerte ich mich um die verbliebenen Punkte der Liste. Wie zum Beispiel einem Motorölwechsel. Es war unbedingt an der Zeit, meinem Motor diesen Service zu gönnen. Das alte Motoröl wurde abgesaugt und der alten Filter ausgebaut. Zack! – erste Sauerei. Denn das alte Öl im Filter habe ich natürlich nicht bedacht und verteilte es auf dem Boden. Nach einer kleinen Putzaction befüllte ich den Motor mit neuem Öl. Anschließend sollte der Motor für einige Zeit laufen, damit sich das Öl verteilen kann. Dann kann erneut gemessen werden, ob auch wirklich genügend Öl in der Wanne steht.

Währenddessen hatte ich noch ein Brot auf dem Herd stehen, um das ich mich jetzt schnell kümmern musste.  So vergaß ich den Ölpeilstab wieder in die Wanne zu stecken und nachdem der Motor ungefähr fünf Minuten lief, wunderte ich mich ein wenig über einen im Schiff unüblichen Autowerkstattgeruch. Durch die Öffnung des Ölpeilstabes spritzte Öl, landete an der Wand und verteilte sich im Motorenraum. Eine riesige Sauerei. Ich konnte gleich nochmal Putzen.

Auch der Außenborder bekam neues Öl. Obwohl es sich dieser eigentlich gar nicht verdient hatte. Andauernd macht er Probleme. Meistens ist der Vergaser verstopft. Bei meinen süßen 2,5 PS ist dort nur eine sehr, sehr feine Düse verbaut, durch die das Benzin gezogen wird. Ein Sandkorn oder ähnlicher Dreck reicht leicht um sie zu blockieren. Dann komme ich meistens vom Boot nicht mehr an Land, oder nicht mehr zurück zum Boot. Glücklicherweise war es bisher sehr selten, dass ich unterwegs liegen geblieben bin. Allerdings sind schon ein, zwei Mal andere Segler mit ihren Booten ausgerückt um mir zu helfen, als ich ein paar Minuten lang quer durch die Bucht trieb, beschäftigt damit meinen Vergaser wieder frei zu bekommen.

Ich habe endlich den Anschluss für meinen Pinnenautopliloten ordentlich verbaut, meinen gerissenen Barberholer gewechselt, mein Reffsystem mit einem Flaschenzug zur leichteren Bedienung ausgestattet und meinen Haushalt wieder auf die Beine gestellt. Die Pantry beherbergt endlich wieder ein ordentliches Inventar. 

Mit Martin und Riki plante ich dieses Wochenende nach Carriacou, im Norden Grenadas zu segeln. Die beiden wollten ihr neues Zuhause auf die Segelprobe stellen und ich das Einhandsegeln ein wenig üben. Außerdem waren wir jetzt lange genug um Hog Island und haben Durst mehr von der fantastischen Landschaft zu erleben.

Carriacou gehört noch zu Grenada und wir bräuchten deshalb keine neuen Coronatests und Einklarierungsformalitäten zu erledigen. Wir überlegten die Westküse, also die Leeseite Grenadas hinaufsegeln und unterwegs mehrere Buchten besuchen. Dann hätten wir einige Zeit auf und um Carriacou verbracht, um dann, entlang der Ostseite, wieder in den Süden Grenadas zurückzukehren.

Gerade war ich dabei, die WASA segelfertig zu machen um zurück nach Hog Island zu ziehen, als Judd bei mir am Boot vorbeikam und mir erklärte, dass er noch ein Crewmitglied für die Windward 500 Regatta sucht. Judd habe ich in der Holzwerkstatt der Werft in Clarks Court auf der Suche nach einer Arbeitsmöglichkeit kennengelernt. Er ist selbst seit Kindheit Bootsbauer und hat es sich zur Aufgabe gemacht seine GALATEA, eine 67 Fuß lange, über 120 Jahre alte Sloop (Baujahr 1899!!) zu Restaurieren und in Schuss zu halten. Als letztes wurden die Planken oberhalb der Wasserlinie gewechselt und ein neues Deck aus Teakvollholz verlegt. Da die Arbeiten noch nicht 100 Prozentig abgeschlossen sind, kann man leicht meinen, dass der Zustand eher kritisch ist, das liegt aber hauptsächlich an optischen Mängeln während der Bauphase. Normalerweise ist der Klassiker getakelt wie eine Yawl. Also mit zwei Masten, von denen der hintere über dem großen überhängenden Heck des Schiffes steht und vielmehr zum feintrimm, als zum Vortrieb dient. Wir werden sie mit nur einem Mast segeln.

Die Regatta startet am Montag. Der Kurs geht von Grenada aus nach Norden, durch verschiedene Gates hindurch bis nach Martinique. Von Dort aus geht der Kurs weiter nach Barbados und zurück nach Grenada. So kommen ungefähr 500 Seemeilen Segelstrecke durch die „Windward Islands“ zustande.

Ich freute mich natürlich Wahnsinnig über das Angebot und nach einer kurzen Besprechung mit den zwei Finkbeiners konnte ich auch direkt zusagen.

Während den letzten drei Tagen habe ich bei den Vorbereitungen mitgeholfen, Segel gewechselt und die Mastrutscher „angenäht“. Heute werden wir noch in den Mast klettern, alles überprüfen, alle Wanten sichern, Essen für vier Tage und vier hungrige Segler verstauen, und den Kurs durchgehen.

Am Montag Morgen, um 10 Uhr Ortszeit, ist der Start (16 Uhr in Deutschland). Die Regatta findet aufgrund der aktuellen Situation virtuell statt. Das heißt, es gibt kein großes Event und auch keinen richtigen Regattastart. Vielmehr wird jedes Boot über GPS getrackt und kann an einem von fünf Gates starten. Dann müssen die nächsten Gates in einer bestimmten Reihenfolge passiert werden. Die Regattaleitung überwacht online etwaige Regelverstöße, Kursabweichungen oder Frühstarts.

Auch Freunde und Bekannte können uns während der Regatta live verfolgen:
https://yachtscoring.com/race_tracking.cfm

(Link lässt sich über den Computer direkt öffnen, bei Nutzung von Mobilgeräten wird man dazu aufgefordert eine App zu nutzen.)

Aus zwei Gründen bin ich super gespannt. Zum Ersten wird es das erste Mal sein, dass ich auf einem so großen, so alten und so schönem Boot so lange segle. Und dann auch noch Regatta! Echt ein riesiges Ereignis für mich.

Zum zweiten lasse ich dann zum ersten mal mein Boot so lange alleine vor Anker. Es ist zwar keinerlei schlechtes Wetter vorhergesagt, aber dennoch ist es ein komisches Gefühl mein ganzes Hab und Gut, mein Zuhause, hier alleine an der Kette hängen zu lassen.

Martin und Riki werden indessen mit ihrer neuen ARACANGA ² schon einmal los in Richtung Carriacou segeln. Ich folge ihnen sobald wir wieder zurück sind und ich mein Boot wieder fertig vorbereitet habe.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast meinen Artikel zu lesen.

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Bis bald,
Paul