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Urlaub vom Urlaub!

von | Jan 13, 2022 | Atlantik, Panama

Urlaub vom Urlaub also“, entgegneten mir viele Leute mit einem leichten Schmunzeln, wenn ich ihnen von meinen Plänen, über die Weihnachtszeit nach Hause zu fliegen, erzählte. Auch wenn es sich komisch anhören mag, für mich hat es sich genau so angefühlt! Aber dazu später mehr.

Denn diesem Urlaub ist es auch geschuldet, dass ich schon seit längerem keinen Eintrag mehr geschrieben hatte und so gibt es noch ein bisschen was nachzuholen:

Die letzte gemeinsame Woche in Bocas mit Leonie vergingen im Angesicht der anstehenden Heimreise wahnsinnig schnell. Durch die anhaltenden Regenschauer gedrängt, verabschiedeten wir uns von unserer Idee, noch ein paar weitere Buchten zu besuchen. Stattdessen segelten wir zurück zur Hauptinsel von Bocas, Isla Colon und verbrachten die letzten Tage im nördlichen der beiden Ankerfelder.

Dort trafen wir wieder auf die Crew von Elixir, Max und Hannah aus England und Amerika, die ich schon während meines Aufenthaltes auf Curacao kennengelernt hatte. Abends zogen wir zusammen durch die Bars der Stadt und während sich Lelo einem Buch nach dem anderen widmete, versuchte ich mal wieder im Wellenreiten.

Was mir ehrlich gesagt aber nur mittelmäßig gelang. Vom nördlichen Ankerplatz aus war es nur ein Katzensprung auf die benachbarte Insel Isla Carenero.

Ein kleiner Marsch auf die andere Seite und schon hatte man die Wahl zwischen einem sauberen „Reef break“ und einer etwas verwascheneren Welle über eine Sandbank. Ich bevorzugte Zweitere. Meine Quote an gestandenen und abgerittenen Wellen ging knapp an die Null heran, wohingegen die der Stürze und der sogenannten „Waschmaschinen“ unter den Wellenbergen in die Höhe schnellte. Ich hatte nicht unbedingt vor, direkt auf das Riff zu stürzen und mich auf den letzten Metern in Panama noch einmal zu verletzen.

Die WASA parkten wir kurz vor unserem Aufbruch in einem kleinen Hafen –  Bocas Marina. Da ich fast drei Wochen am Stück nicht am Boot sein würde, war es mir lieber auf Nummer sicher zu gehen und ein paar Dollar für das Wohlergehen meines kleinen Zuhauses zu zahlen.

Unsere Flüge nach Deutschland gingen von San Jose in Costa Rica. Durch die Nähe zur Grenze war der Weg dorthin nur unwesentlich länger als nach Panama City und die Verbindung nach Hause perfekt.

In der Früh um fünf nahmen wir das erste Wassertaxi, um von der Insel ans Festland zu kommen. Von dort aus ging es per Shuttle weiter bis zur Grenze, die wir ohne Probleme zu Fuß passieren konnten. Nur um gleich im Anschluss wieder in den Bus zu steigen. Acht Stunden dauerte die Fahrt von Sixaola nach San Jose. Eine Nacht verbrachten wir in einem kleinen Zimmer im Zentrum der Stadt, um uns dann am nächsten Tag entspannt auf den Weg zum Flughafen machen zu können.

Lelo und ich in San Jose auf der Suche nach was essbarem

 

Am Flughafen in München wurden wir sehnsüchtig von meinen Eltern erwartet. Obwohl wir uns das letzte Mal erst auf Curacao gesehen hatten, war meine Vorfreude auf das Wiedersehen unglaublich groß! Erst nach großen Umarmungen und vielen Bussis ging es endlich weiter zum Auto und dann die letzten Kilometer bis nach Hause!

Womit ich absolut nicht gerechnet hatte: Meine Eltern hatten meine besten Freunde eingeladen mich zu überraschen. Zusammen bereiteten sie ein richtig geiles Abendessen vor und versteckten sich bei meiner Ankunft auf der Treppe im Hausflur.

Ich glaube ich war zu perplex und müde um gleich so richtig auszurasten, aber jetzt wenn ich daran zurückdenke hat es mich wahnsinnig gefreut euch alle dort zu haben!! 

(Und ich hab jetzt fast ein bisschen Pipi in den Augen während ich das schreibe)

Meine beiden Schwestern waren natürlich auch da! Hanna hatte ich bei meiner Abfahrt in Portugal das letzte Mal gesehen und bei Luisa war es sogar noch länger her! Es gab Käsefondue und gegrilltes Rind aus Hechenwang. Wir aßen bis wir nicht mehr konnten und saßen noch bis spät in der Nacht zusammen, tranken Bier und mitgebrachten Rum.

Weihnachten dagegen verbrachten wir deutlich ruhiger im kleinen Kreis der Familie. In den Tagen danach besuchten wir Tanten und Onkels, Oma und Opa. Ich wollte allen einen Besuch abstatten, bevor ich wieder zurückreiste. Ich besuchte viele Freunde, ging viel Spazieren und schaffte es trotz des Wetters sogar zwei Mal mich auf das Fahrrad zu schwingen und eine Runde um den See zu drehen.

Silvester wurde mit gutem selbstgekochtem, mehrgängigem Essen und Wein bei Lara gefeiert und so quasi eine alte Tradition fortgeführt. Essen bis 12, dann ab zum See und anschließend Party! Es war ein bisschen so, als wäre ich nur kurz im Urlaub gewesen. – Und das war unglaublich schön!

Ehe ich mich versah, musste ich mich schon wieder auf meine Rückreise nach Panama vorbereiten, welche versprach etwas kurioser zu werden:

Schon lange schlug ich mich mit meinem kaputten Beiboot herum. Kaputter Boden, leckende Schläuche, undichte Ventile. Eine Reparatur nach der anderen. Und es wurde immer schlimmer.

Gleichzeitig wurde es aber auch immer schwieriger einen vernünftigen Ersatz zu finden. In Panama habe ich jede Möglichkeit abgesucht.  Aber ein kleines, komplett aufblasbares Beiboot, das dann noch dazu etwas robust sein sollte, ist hier nirgends zu finden. Meine Recherchen gingen sogar schon so weit, dass ich überlegte in den USA zu bestellen nach Panama schicken zu lassen. Aber allein der günstigste Versand in einem Schiffscontainer hätte mich 360$ gekostet!

Man erinnert sich an den Anblick aus Grenada

Glücklicherweise bin ich bei meiner Suche irgendwann auf einen Yamaha Händler in Türkenfeld (10 Minuten vom Ammersee entfernt) gestoßen. Zwar fühlte sich der Gedanken erst einmal Absurd an, aber als ich später Rückmeldung erhielt, dass mein Wunschdingy mitsamt Tragetasche vorrätig war und ich feststellte, dass sogar die Extrakosten für das Übergewicht im Flugzeug günstiger waren als das Porto, stand fest, dass ich auf meiner Rückreise zum Boot wohl ein Beiboot mit mir rumschleppen würde.

Herr Epp von Sport Federer vertreibt nicht nur alle Art von Beibooten und SUPs, sondern hat sich in seiner Werkstatt in Türkenfeld auch darauf spezialisiert diese zu reparieren! Gut zu wissen, dass man sein undichtes SUP nicht gleich wegwerfen muss, sondern um die Ecke professionell reparieren lassen kann!

Allzu schwer war der Transport es am Ende gar nicht. Vom Flugzeughafen in Costa Rica ging es via Taxi zum Hostel in San Jose und per Bus wieder zurück an die Grenze zu Panama. Erst dort musste ich die 28kg Beiboot, plus 11 Kg Handgepäck, plus kleinen Rucksack, zum ersten Mal wirklich weit tragen.

Viel schwerer war jedoch der theoretische Grenzübertritt. Bei den Vorbereitungen hatte ich leider bergessen, dass man bei der Einreise nach Panama auf dem Landweg ein Heimreiseticket vorweisen muss. Da ich aber mit meinem Boot weiter wollte hatte ich dieses natürlich nicht.

Es dauerte über eine Stunde, bis ich den Immigrationsbeauftragten meine Situation (auf Bruchspanisch) erklärt hatte und später auch seinen Vorgesetzten überzeugen konnte. Die Beamten überprüften alle meine Bootspapiere auf das kleinste Detail und zum ersten Mal überhaupt wurde ich sogar nach meiner Kapitänslizenz gefragt. Ich zeigte ihnen meinen Sportbootführerschein, der zwar alles andere als eine Kapitänslizenz im eigentlichen Sinne ist, bekam dann aber zu guter Letzt doch noch meinen Einreisestempel.

Zurück am Boot fand ich leider das, was ich tatsächlich schon erwartet hatte. WASA stand fast drei Wochen lang alleine und ungelüftet in tropisch, feuchtwarmen Bedingungen. Zwar hatte ich vor Abreise Luftentfeuchter im Boot aufgestellt, aber waren diese wahrscheinlich schon nach wenigen Tagen voll. Als Folge dessen hatte sich ein deutlicher, muffiger Geruch im Boot breitgemacht und an einigen Stellen fand ich Ansätze von Schimmel. Drei Maschinen Wäsche und zwei lange Tage des Putzens später war endlich wieder alles sauber.

Dabei hatte ich es noch gut getroffen. Meine Nachbarn waren für einen Monat nicht am Boot bei der Rückkehr fanden sie alles, aber auch wirklich alles, mit Schimmelpilz überwachsen. Sogar die Gewürzdößchen in der Küche waren wohl mit einem weißen Pelz bedeckt.

Nach 28 Stunden Segeln bin ich gestern Nachmittag in Shelter Bay, dem letzten Hafen vor dem Panamakanal angekommen. Hier kümmere ich mich in den nächsten Tagen darum alle Papiere für den Transit auf die Pazifikseite zu erledigen und so schnell wie möglich einen Termin zu bekommen.

Früh morgens begann ich nach einem kräftigem Frühstück mich und das Boot endgültig für den 145 Seemeilen langen Trip in Richtung Osten vorzubereiten. Ich kochte einen Linsen- Bohnen- Gemüseeintopf für zwei Tage vor, legte Regenklamotten und Schwimmweste bereit und verstaute das Dinghy auf Deck. Dann war alles bereit für meine zweite Solopassage! Mit nur einer Stunde Verspätung verschwanden pünktlich um elf Uhr Ortszeit die letzten Meter Kette im Ankerkasten.

Bis zum Abend blieb der Wind schwach. Nur in der Nähe von Gewittern bekam ich genug Wind ab um wirklich zu Segeln. Ansonsten nutzte ich den Motor als Unterstützung und schaffte es dank der starken Strömung auf volle 6 Knoten Speed über Grund.  Nur die Wellen kamen gegen an, was nicht gerade für ultimativen Komfort sorgte.

Als die Sonne begann unterzugehen, beugte ich weiterer Seekrankheit mit einer Tablette vor und begann mich anschließend auf meinen Nachtschlafrhythmus einzustellen: 15 Minuten Schlaf, dann weckte mich der Wecker um Wind, Kurs und die Umgebung zu kontrollieren. Wenn ich alles für „in Ordnung“ empfunden hatte startete ich den Timer erneut und versuchte so schnell wie möglich einzuschlafen.

Die Taucherbrille hilft um auch bei heftigem Regen sehen zu können!

48 Mal Aufstehen später war die Nacht geschafft! Gegen Mittag erreichte ich das Ankerfeld vor Colon, wo die großen Containerschiffe auf ihre Einfahrtserlaubnis zum Panamakanal und Hafen warten und zwei Stunden später hing ich schon sicher in der Marina und verräumte meine Leinen.