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Von Panama nach Costa Rica – Schwierigkeiten an der Grenze

von | Feb 9, 2022 | Pazifik

In Panama City haben wir uns keine lange Pause gegönnt. Durch die andauernden Verspätungen wurde unser Zeitplan so langsam recht eng. Ulis Rückflug von San Jose/ Costa Rica rückte näher und Sofien und ich wollten noch bis zum Ende der kommenden Woche in Punta Morales, bei Sailcargo aufschlagen.

Mittwochs im Pazifik angekommen bereiteten wir deshalb schon am Donnerstag alles für den Trip nach Norden vor. Nach ein paar Tassen Kaffee und einem Rührei schruppten wir zunächst die Spuren unseres Unfalls von Deck und Rumpf und schafften dann auch unter Deck für Ordnung.

Während Ulli und Sofien mit dem Taxi in die Stadt fuhren, um am Markt frisches Obst und Gemüse zu besorgen, machte ich mich auf den Weg, mich in der benachbarten Marina dem Ausklarierungsprozedere zu widmen.

Einmal die richtigen Büros gefunden, und gefühlt hunderte Kopien gemacht, bekam ich beim Hafenmeister mein Zarpe (Internationale Ausklarierungsbestätigung) und konnte damit bei der Einwanderungsbehörde die Pässe stempeln lassen.

Die Leinen und Fender vom Panamakanal wurden abgeholt und gegen Abend waren wir alle wieder zurück auf dem Boot und abfahrtsbereit. Wir verließen die Marina und fuhren hinaus in die Bucht und schmissen dort den Anker.

Die Überfahrt war schön! Wir erwischten ein gutes Wetterfenster und konnten entgegen all meiner Befürchtungen die ersten zwei Tage sogar segeln. Erst am dritten Tag flaute der Wind ab. Und als die Tücher schließlich wie Lappen am Mast herab hingen starteten wir den Motor.  Dann erreichten wir Golfito, einen kleinen Ort in einer Bucht, knapp hinter der Grenze von Panama und Costa Rica. Hier hatten wir die Einreiseformalitäten für Costa Rica zu erledigen.

Bei unserer Ankunft in dem Örtchen ankerten wir vor der „Banana Bay Marina“ und pumpten sogleich das Beiboot auf, um an Land eine kalte Cola zu trinken und über Internet Kontakt mit unserer Agentin aufnehmen zu können, die wir benötigten um bei der Immigration die Einreisestempel zu bekommen.

And remember, you’re not allowed to leave the boat at all, until the quarantine officer arrived!”

Mhh, gut zu wissen, aber ohne Internet konnten wir ja auch schlecht unsere Ankunft Bescheid geben.

Wie besprochen warteten wir dann am nächsten Tag auf dem Boot auf den Quarantäne Officer. Neun Uhr war vereinbart, doch wurde daraus erst 11 und dann 12 Uhr, ohne dass wir von irgendjemandem irgendetwas hörten.

Ich fuhr also wieder an Land um dort Cindy, unsere Agentin, anrufen zu können. – Unsere Covid Pässe waren nicht akzeptiert worden und deshalb kam auch keiner zum Boot

Nachdem ich Cindy noch einmal alle Dokumente, neu sortiert zukommen ließ und alles in Ordnung war, durfte ich den „Inspector“ am Marinasteg abholen. Für 3 Sekunden lugte er ins Boot hinein, fragte nach einem zweiten Kühlschrank und stellte fest: „kein Schweinefleisch an Bord“.

Ich brachte ihn also zurück an Land, wo auch sogleich mein Handy klingelte. „Cindy ruft an“. – Es gäbe ein Problem mit der Marina, aber ich solle ihnen einfach 350 Doller zahlen und dann sei alles in Ordnung.

„Bitte was?!“

Ich versuche das Mal kurz zu erklären:

Bei der Einreise nach Costa Rica mit dem Boot ist es seit neuestem Vorschrift, für den Prozess bei der Immigration einen Agenten dabei zu haben. Dafür habe ich mich vor Abfahrt mit Cindy auseinandergesetzt, ihr alle Dokumente zukommen lassen und einen Kostenpunkt für das gesamte Einreiseprozedere von 300$ verhandelt.  Der Inspector, der nach Schweinefleisch sucht, muss zwangsläufig über eine offizielle Marina an Bord des Schiffes gelangen. Dass die Marina dafür aber 350$ verlangt, wusste Cindy angeblich nicht. Nur kam ihre Nachricht leider zu spät und der Inspector war schon auf dem Boot und ich damit in der Schuld. Hätte ich gleich alles über die Marina machen lassen wären es 390 Dollar gewesen.

Wie auch immer, auf jeden Fall war ich nicht gewillt 650$ zu zahlen. Nach einigen langen heftigen Diskussionen am Telefon kamen wir, (oder ich) schließlich zu dem Schluss, dass ich meine Agentin nicht bezahle.

Zu weit durfte ich mich dann aber auch nicht aus dem Fenster lehnen. Denn wir hatten ja immer noch keinen Einreisestempel im Pass! Übrig blieben am Ende die 350 für die Marina, plus 90 für den Inspector, plus 70 für die Arbeit bei der Immigration.

Es war das erste Mal, dass ich so viel Stress und Probleme bei der Einreise in ein Land hatte und auch das erste Mal, dass ich so heftig mit jemanden Fremden über seine Fehler stritt. Aber am Ende des Tages bekamen wir immerhin unsere Visen.

Uli ging schon am nächsten Morgen von Bord, um sich auf den Rückweg nach Deutschland zu machen und für Sofien und mich weiter, die letzten 150 Seemeilen nach Norden. Das gute Wetterfenster hatte sich leider geschlossen und jetzt blies der Wind, mal stärker, mal schwächer aus Nordwest. – Also genau von gegen an.

Motorsegelnd kreuzten wir über zwei Nächte und einen Tag bis an den Golf von Nicoya, die Einfahrt zu einer großen Bucht, an deren Ende Punta Morales und das Sailcargo Boatyard liegen.

Das Astillero Verde ( Grüne Schiffswerft) war das Ziel des gesamten Umwegs nach Costa Rica. Hier entsteht mitten im Jungle CEIBA, ein 45 Meter langer Frachtsegler, der beweisen soll, dass ökonomisches Frachtsegeln nachhaltig und emissionsfrei möglich ist.

Kurz vor unserer Ankunft riefen wir bei Danielle, die Chefin der Werft an, um uns nach einem guten Ankerplatz zu erkundigen. Sie kam gleich zu uns herausgefahren und brachte neben ein paar Kollegen auch gleich ein paar Bier mit aufs Boot.

Nach und nach trudelten immer mehr „Yardies“, wie die Leute auf dem Yard hier heißen, bei uns auf der WASA ein. Ich war erst ein wenig unsicher, bin jetzt aber fast stolz sagen zu können, dass wir mit 13 einen neuen Rekord von Biertrinkenden Leuten an Bord aufgestellt haben!!

Mit der Dunkelheit wuchs auch unser Hunger und wir machten uns auf den Weg zur Werft um den Fisch, den Sofien und ich gefangen hatten grillen zu können. Es war unglaublich! Es war anfangs nur ein Hirngespinst, aber wir fingen unterwegs so gut, dass wir mit frischem Fisch und ein bisschen Gemüse 19 Leute sättigten!

Wir ankerten ein gutes Sück entfernt vom Ufer, damit mein Boot auch bei Niedrigwasser genügend davon unterm Kiel behält. Der Tiedenhub beträgt hier immerhin fast drei Meter und die Ufer sind sehr Flach auslaufend.