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Wie schauts aus und wie geht’s weiter?

von | Apr 15, 2021 | Atlantik, Grenada, Karibik

Im letzten Artikel hatte ich geschrieben, dass unsere Coronatests so richtig schön reibungslos verliefen. Leider hatte sich wohl doch irgendwo ein Fehler reingemogelt und wir mussten volle sechs Tage auf unser Testergebnis und die damit zusammenhängende Erlaubnis zur Einklarierung warten.

Drei schwitzende Kerle, eingesperrt auf neun Meter Boot. Na wunderbar 😉!

Unsere Quarantänezeit wurde fast täglich mit phenomenalen Sonnenuntergängen belohnt.

Die ersten Tage waren in Ordnung, wir hatten nichts dagegen ein paar Tage nutzlos auf dem Boot rumzuhängen und ein paar Runden zu schwimmen. Wir waren ja auch noch der Überzeugung, dass wir nach maximal drei Tagen frei sein würden.

Irgendwann, ich denke am vierten Tag, wurde es etwas anstrengender. Unsere Vorräte waren bereits soweit dezimiert, dass wir nur noch Reis, Mais und Erbsen aus der Dose in der Bilge fanden. Und auch der Wasservorrat wurde knapp. Einen Tank hatten wir auf der Überfahrt und bis hierher leergetrunken, der andere war zwar voll, das Wasser darin aber gekippt. Da wir nur ein kaputtes Dinghy hatten und damals von unseren Bootsnachbarn mit zum Covidtest genommen wurden, zählten wir und unser Nachbar als eine Crew. So war es uns also möglich, jeden Tag einen Kanister Wasser aus Rodgers eben fertig installierten Wassermacher abzuholen.

Umso erleichterter waren wir natürlich, als wir endlich alle unsere negativen Ergebnisse in den Händen hielten. Aufgrund der Umstände mit den verspäteten Ergebnissen wartete die Beamte vom Gesundheitsamt netterweise bis zu unserem Eintreffen. Der restliche Tag ist nur schwer beschreibbar – direkt neben dem Zollbüro fanden wir die Marinabar….

Beine vertreten am Strand

Die nächsten zwei Tage verbrachten wir im Grenada Yacht Club. Wir hatten Schmutzwäsche für fünf Maschinen angesammelt, der WASA und ihrem Beiboot einen ordentlichen Frühjahrsputz sowie einige kleine Reparaturen versprochen.

Nachdem auch die Vorräte wieder aufgestockt waren, setzten wir schnellstmöglich Segel. Unser Ziel lag etwa neun Seemeilen entfernt im Süden der Insel. Bei „Hog Island“ waren wir mit der Crew der ARACANGA verabredet. Martin, Rikki und die kleine Kira sind vor rund zwei Wochen aus Gambia hier angekommen. 

Sie kommen eigentlich aus Landsberg, waren schon oft am See (Ammersee), aber trotzdem haben wir sie erst in Portugal persönlich kennengelernt. Wir verstehen uns super gut und vereinbarten uns in Gambia oder falls das nicht klappt, irgendwo anders wiederzutreffen.
Jetzt wird Grenada zu einer Art Außenstelle Landsbergs! Denn auch Peter, Martins Papa, segelt in ein paar Tagen mit der IVALU von Gambia nach Grenada!

Zwei Fotos aus der Bucht: Ich war gerade mit dem Dinghy unterwegs, als eine kleine Regenwolke vorbeizog und eine hammer Stimmung aufkam.

Jetzt zu den Plänen:

Grenada ist für uns drei das letzte gemeinsame Ziel der Reise. Wie im Vorhinein geplant, werden wir uns hier trennen. Moritz fliegt morgen früh nach Dominika und von dort aus weiter in die dominikanische Republik. Für Leon geht es am 21ten April, also auch schon in einer Woche, weiter nach Panama. Dort bleibt er zwei Monate und arbeitet als Volunteer in einem Hostel in den Bergen und geht anschließend weiter nach Ecuador, wo er sich mit seinem Bruder trifft.

Ich bin dann also erstmal alleine an Bord. Nächste Woche muss ich mit dem Boot auf das Trockene. Das Ruder macht schon seit längerem Probleme und ich möchte es, vor allem da ich den Aufbau der Anlage nicht kenne, nicht im Wasser auseinander nehmen, da ich dann im schlimmsten Fall komplett ohne Ruder dastehen könnte. Je nachdem was genau kaputt ist, hoffe ich den Werftaufenthalt so kurz wie möglich gestalten zu können.  Es gibt einen Fixpreis für eine Woche, inklusive Kranen und Hochdruckreinigung des Unterwasserschiffes. Danach wird jeder Tag extra abgerechnet. Mit ordentlichen Aufschlägen für „Liveaboard“, Strom und Wasser 

Ich werde, wahrscheinlich, länger auf Grenada bleiben als gedacht. Die Insel liegt gerade an der Grenze des Hurricanegürtels und normalerweise wird die Insel nicht von einem solchen Sturm getroffen. Im Idealfall hätte ich keine Eile von der Insel wegzukommen und kann mir viel Zeit nehmen alles zu erkunden, Leute kennen lernen und vielleicht auch ein paar Tage arbeiten.

Corona macht das Wechseln zwischen den einzelnen Karibikinseln, welche größtenteils selbstständige Staaten sind, sehr schwer. Damit ist nicht einmal der bürokratische, sondern viel mehr der Kostenaufwand gemeint. Die meisten Länder verlangen einen Test vor und einen Test nach Einreise. Ein Test kostet ca. 150 USD. So zahle ich mit Rückkehr nach Grenada alleine 600 USD nur für Coronatests! Zuzüglich kämen Kosten für Liegeplatzgebühren und Verpflegung während der Quarantäne. Nicht zu vergessen die Zeitverschwendung….

Da auch Trinidad und Tobago, Venezuela und Kolumbien aktuell geschlossen oder nicht sicher zu bereisen sind, bliebe mir nur der direkte Weg zu den ABC – Inseln. Und so viele Plätze möchte ich doch nicht an einem Stück überspringen.

Auf St. Vincent, 70 sm nördlicher, ist der Vulkan ausgebrochen. Noch immer dauern die Eruptionen an und auch die Nachbarinseln leiden an austretenden Stäuben und Gasen. Barbados und St. Vincent sahen auf den letzten Fotos aus wie Schondorf nach dem Schneesturm letztens. Sogar hier kommt immer wieder Asche vom Himmel. Sie steigt über St. Vincent auf und zieht von dort aus nach Osten. Dort packt sie wieder der Passatwind und verteilt sie überall auf seinem Weg.

Man kann sich hier kostenlos gegen Corona impfen lassen. Ohne Termin und auch als Tourist. Die Insel hat aktuell zu viele Impfdosen und gibt den Überschuss ab. Bis jetzt hatte ich Glück und wurde noch nicht angesteckt. Aber niemand kann wirklich vorhersagen wie sich die Lage hier oder auf meinen nächsten Zielen entwickeln wird. Zudem denke ich, dass es sehr bald Reiseerleichterungen für Personen mit Impfschutz geben wird (Wegbleiben od. Verkürzung der Quarantäne, weniger Testen, etc.).

Wie schauts aus mit neuer Crew?

 Schwierig! Leon und Moritz hatten ordentliche Probleme Flüge weg von Grenada zu finden. Sie waren erstens teuer und zweitens gab es kaum Verbindungen. Barbados und Trinidad sind hier eigentlich Dreh und Angelpunkte für Flugverbindungen. Beide Inseln sind aktuell gesperrt. Wer per Flug nach Grenada einreist, muss eine 14-tägige Quarantäne auf eigene Kosten in einem Hotel absitzen. Selbiges gilt auch für die meisten Nachbarinseln.

Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mich jetzt doch auch auf die Zeit alleine freue! Nicht, dass es schlecht war zu dritt, aber so ein Sololeben auf dem Boot kann schon auch gut sein (hoffe ich). Und wie schon erwähnt, richtig alleine bin ich ja nicht. Alle Segler um einen herum sind sehr herzlich. Es gibt eine gute Community, täglich Events und Möglichkeiten Leute kennenzulernen. Auch Rikki und Martin bleiben noch einige Zeit in Grenada. Sie ziehen in den nächsten Tagen auf ein neues Boot um. Mit „Baby on Bord“ ist die ARACANGA auf Dauer doch zu klein. Es ist ordentlich was los hier.

Von der ARACANGA gibt es übrigens auch einen richtig schönen Blog! Klasse Berichte und richtig viele Tipps, falls jemand darüber nachdenkt selbst auf Segelreisen zu gehen!

So, ich glaube jetzt ist alles gesagt und hier gibt es gleich Mittagessen! Bis bald!

Und wer tapfer bis hierher gelesen hat, darf auch gleich meiner Mama noch zum Geburtstag gratulieren. Nach deutscher Zeit ist es jetzt nämlich so weit!!

Alles liebe zum Geburtstag Mama!! :*