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Zu Fuß und unter Segeln durch das Maul des Stieres

von | Dez 15, 2021 | Atlantik, Karibik, Panama

Seit nun knapp zwei Wochen segeln Leonie und ich zusammen durch Bocas del Torro. Trotz schlechten Wetters, mehreren Stunden Regen pro Tag und nur wenigen Sonne zwischendurch haben wir viel erlebt. Wir besuchten eine Vielzahl von Buchten, dümpelten in Flauten, kreuzten bei Windstärke 6 gegen an, trotzten nassen Squalls und stapften durch knöcheltiefen Schlamm.

Dabei war es am Anfang gar nicht mal so einfach sich überhaupt zu finden: Wir hatten verabredet, uns in Almirante zu treffen. Hier endet die Busverbindung aus Costa Rica, mit der Leonie von San Jose aus nach Panama gereist war. Die SIM Karte, die sie sich, mit dem Versprechen auch in Panama zu funktionieren, am Flughafen gekauft hatte funktionierte natürlich nicht. Nur indem sie bei einigen Locals nach W- Lan Zugang fragte und mir einen Standort auf Whatsapp schickte, konnten wir uns letztendlich finden.

 „Willkommen an Bord!“

Nachdem alles ausgepackt und in Schapps verstaut war, machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zu einem 16 Seemeilen entfernten Ankerplatz. Vor der Red Frog Marina auf Bastimentos ankerten unsere Freunde Antonia, Daniel und Max mit ihrer PORQUENO.

Lelo übernahm von Anfag an das Ruder. Vor dem Wind, die Segel in Schmetterlingsstellung, segeln wir die ersten Meilen aus der Bahia Almirante hinaus, ehe wir hinter den „Sister Cays“ links abbogen und Kurs auf Bocas Town nahmen.

Am Abend treffen wir uns ein paar Tassen Glüh- Rum.

Trotz strömendem Regen am nächsten Morgen fahren wir zusammen mit den anderen an Land um uns die Beine zu Vertreten. Auf dem Weg nach „Red Frog Beach“ halten wir Ausschau nach den namensgebenden Tierchen, Faultieren und Tucanen. Natürlich wurden wir klatschnass. Und als wir später wieder am Boot ankamen bemerkte ich recht schnell, dass ich mein Fenster offengelassen hatte. Mein Bett war klitsch nass! Dabei war es erst der erste von sechs oder sieben Regentagen

Eigentlich wollten von Bucht zu Bucht segeln, uns am Strand bräunen, Lagerfeuer machen und die Seele baumeln lassen. Stattdessen saßen wir im Boot, versteckten uns vor dem Regen oder starteten für ein wenig Ablenkung kleinere, nasse Wanderungen zu abgelegenen Stränden. Irgendwann war alles nass. Die Regenklamotten und Rucksäcke, Handtücher und Schuhe, sogar unsere Bettlaken und Decken feuchtelten nach einigen Tagen.

Jetzt bin ich schon seit über einer Woche hier und meine Sonnenbrille hab ich immer noch nicht gebraucht!“, fasst Lelo unsere Situation recht zutreffend zusammen.

Nur langsam wurde es besser. Wir lagen vor einem kleinen Dorf auf Isla Bastimentos vor Anker und hörten im morgendlichen Wetterbericht über Funk, dass die Sonne bis Mittag alle Regenwolken aufgelöst haben soll!

Wir waren hellauf begeistert und sofort im Unternehmungsmodus. Mit dem Beiboot fuhren wir an Land und streunerten durch den kleinen Ort. Ein betonierter Fußweg führt einmal komplett durch ihn hindurch.  Es roch nach frischer Farbe. Die hölzernen Hauswände strahlen in Pink, grün oder blau und zwischen ihnen hängt die Wäsche zum Trocknen. Auf dem Weg spielten die Kinder Fußball aus jeder Ecke klingt Musik

Auch der kommende Tag versprach schön zu werden! Wir trafen uns mit Neppo, Tomic und Jakob. Die drei kommen ebenfalls aus Schondorf und Umgebung. Früher haben wir sogar im selben Restaurant zusammengearbeitet. Zusammen reisen sie mit dem Rucksack durch Lateinamerika und kamen dabei auch in Bocas vorbei. Kurz sah es schon so aus, als ob wir uns verpassen würden.

Doch dann passte an ihrem letzten Tag doch noch alles zusammen. Leonie und ich motorten die drei Seemeilen zurück nach Bocas Town, wo wir sie am Fähranleger aufgabelten. Zusammen segelten wir ein paar Stunden über die Bucht von Almirante, schnorchelten entlang eines Riffes und gingen als die Sonne im Meer versunken war zusammen Essen.

Ein paar Tage später und ein paar Buchten weiter packten auch wir früh Morgens unsere Rucksäcke. Ich hatte im Internet eine Wanderung entdeckt und Lelo dazu überredet mit mir quer über die Insel zu laufen.

Die erste Dreiviertelstunde ging es steil Berg auf, Berg ab. Der Pfad war an vielen Stellen kaum zu erkennen und der Boden vom Regen der letzten Tage komplett aufgeweicht. An manchen Stellen versanken wir bis über die Knöchel im Schlamm. Farn und anderes Junglegewächs überwucherte den Weg, sodass wir ihn mit der Machete freischlagen mussten.

Kaum waren wir in dichteren Regenwald vorgedrungen, zeigte er uns wofür „Regenwald“ tatsächlich steht. – Regen. Wieder einmal regnete es Bindfäden. Eine große Bananenstaude bewahrte uns vor dem schlimmsten und nach 15 Minuten war der Spuk auch schon wieder vorbei.

Von nun an war alles allerdings noch schlammiger und rutschiger. Dafür weitete sich der Pfad langsam und schien, den Spuren nach zu urteilen auch öfters frequentiert zu sein. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichten wir Long Beach.

Jetzt hatten wir die die Wahl: Entweder den selben Weg zurück laufen, oder weitere fünf Kilometer entlang der Küste bis nach Red Frog Beach und mit dem Taxiboot zurück zur WASA .

Lelo entschied für letzteres. Der neue Weg führte fast die gesamte Zeit am Wasser entlang. Wir entdeckten wunderschöne, Idyllische Buchten und Strände. Zu unserer großen Freude fanden wir kurz vor dem Ziel doch noch ein paar frische Kokosnüsse am Strand, mit dessen Saft wir neue Energie für die letzte Stunde Fußweg tankten.

Auf befestigten Wegen ging es nun entlang von Villen und Ferienhäusern bis nach Red Frog.

Nach über 5 Stunden Wanderung waren wir froh, es geschafft zu haben!

Zeit weiterzuziehen!

Drei Nächte verbrachten wir bereits auf unserem Ankerplatz im Süden der Bahia Honda. Nachdem wir uns mit einem kräftigen Frühstück gestärkt, und unseren Geschirrhaufen abgespült hatten, lichteten wir kurz nach zwölf Uhr den Anker. Vor uns lag „the gap“, ein kleines Nadelör zwischen zwei Inseln und eine willkommene Abkürzung auf unserer Route.

Die Navigation war herausfordernd. Wie in vielen Teilen Panamas sind auch hier viele Stellen kaum bis gar nicht kartographiert. Für „the gap“ und das nachfolgende Minenfeld aus Riffen und Inseln standen uns lediglich ein paar Luftaufnahmen aus dem Bauhaus Cruising Guide zur Verfügung.

Mit gedachten Kreuzpeilungen versuchte ich unsere Position zu erahnen. Während ich vorne am Bug stehend versuchte die Korallen auszumachen und Richtungsanweisungen gab, steuerte Lelo das Schiff und beobachtete immer mit einem halben Auge den Tiefenmesser um Alarm zu schlagen, sollte es zu flach werden.

Die Einfahrt zu „the gap“
Die bräunliche Verfärbung der Wasseroberfläche ist ein gutes Indiz für ein Riff

Einmal verfuhren wir uns leicht und ich verlor die Orientierung. Wir waren gefangen in einem Ring aus Riffen! Wir stoppten das Boot und sondierten gründlich die Wasseroberfläche nach aufschlussgebenden Verfärbungen. Nach einer Weile fanden wir den  Weg zurück und konnten unsere Fahrt in tieferem Wasser fortsetzen.

Als wir am Nachmittag wieder kartografiertes Gebiet erreichten und in einer ruhigen Ecke den Anker fallen ließen waren wir beide erleichtert und ein bisschen Stolz ohne Grundberührungen einen Weg gefunden zu haben.